Streit um Batterieforschung

Eine falsche Standortwahl

von Redaktion

CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

Da schau her: Ein Bundesminister lenkt Großprojekte aus seinem Etat gezielt in seine Heimat. Ehe man sich der Entrüstung aus Bayern über den Mauschel-Verdacht im Fall Karliczek widmet, ist anzumerken: Genau das ist seit einem Jahrzehnt das Geschäftsmodell aller CSU-Verkehrsminister. Die haben, wenn sie nicht gerade damit beschäftigt waren, die Pkw-Maut zu versemmeln, überdurchschnittlich viele Vorhaben in Bayern finanziert.

Trotzdem hinkt der Vergleich. Bei den Verkehrsprojekten nutzten die CSU-Minister, dass die bayerische Verwaltung schneller und präziser plante, also mehr Vorhaben nach objektiven Kriterien baureif waren. Im Fall des Standorts für die große nationale Batterieforschungs-Offensive scheint das anders zu sein. Womöglich überging CDU-Ministerin Karliczek den Rat eines Expertengremiums, um ihrer Heimat Münster eine halbe Milliarde Steuer-Euro zuzuschanzen. Das riecht so sehr nach Pfründerlwirtschaft, dass eine präzise Untersuchung überfällig ist.

Es geht hier ja nicht um die Ortsumfahrung von Wichtelhausen, sondern um eine Leitentscheidung, ob der Auto-Standort Deutschland den Anschluss an neue Mobilitätsformen schafft oder nicht. Daran hängen in letzter Konsequenz hunderttausende Arbeitsplätze und ein dickes Stück vom Wohlstand unseres Landes. Ja, die Autokonzerne haben da zu spät gehandelt. Trotzdem wäre es sinnvoller, einen Forschungsstandort räumlich an BMW, VW, Audi, Mercedes und Porsche anzubinden. Als kleine regionale Strukturförderung für das hübsche Münsterland greift diese Entscheidung zu kurz.

Christian.Deutschlaender@ovb.net

Artikel 10 von 11