Bayreuther Festspiele

Wagner sucht das Abenteuer

von Redaktion

MARKUS THIEL

Vergleichen lassen sich beide Festivals nur bedingt. Hier Salzburg, wo pro Saison bis zu einem halben Dutzend neue Opernproduktionen gestemmt werden, dort Bayreuth, wo es im Regelfall eine einzige Produktion ist. Und doch behaupten sich die Oberfranken derzeit gegen die Österreicher, mehr noch: Die höhere Star-Dichte gibt es in diesem Jahr auf dem Grünen Hügel. Katharina Wagner hat sich von der Besetzungspolitik ihrer Halbschwester und einstigen Mitregentin Eva Wagner-Pasquier befreit; zu hören ist das schon seit einigen Jahren.

Und noch etwas: Die Festspielchefin hat die Lektionen ihres Vaters Wolfgang Wagner gelernt. Aus dem Problem, dass in Bayreuth nur eine sehr begrenzte Anzahl von Werken gespielt werden darf, die immer wieder neu befragt werden müssen, macht sie (auch) eine Tugend. Sie wagt nämlich etwas. Heuer ist damit auch das „Tannhäuser“-Dirigat des musikalisch wankelmütigen Valery Gergiev gemeint. Im kommenden Jahr geht Katharina Wagner auf volles Risiko. Der nur eingeweihten Kreisen bekannte Dirigent Pietari Inkinen und der ebensolche Regisseur Valentin Schwarz stemmen das Bayreuther Nonplusultra, den „Ring des Nibelungen“. Ein enormes Abenteuer – und eine Personalwahl, die übergroße Erwartungen weckt. Wolfgang Wagner ist das einst mit Patrice Chéreau geglückt. Man wird im Falle seiner Tochter ja mal träumen dürfen.

Markus.Thiel@ovb.net

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