Dass beide Parteien nach der Kongress-Anhörung von Sonderermittler Robert Mueller den Sieg erklären würden, war vorher klar. Bei der Befragung ging es längst nicht mehr um die juristische Komponente der Russland-Untersuchung, sondern um die politische Deutung. Da könnten beide Seiten nicht weiter auseinander liegen.
Der Graben ist tief: US-Präsident Trump jubiliert und spricht – entgegen der Faktenlage – weiter von einer „Hexenjagd“ und einem „Schwindel“ der Ermittler, während die Demokraten vor allem auf Muellers Aussage verweisen, der Präsident sei in der Frage der Justizbehinderung „nicht entlastet“ worden. Ein wesentliches Detail ging allerdings unter: Dass der Sonderermittler den Satz später korrigierte: „Wir haben keine Bestimmung dazu getroffen, ob der Präsident ein Verbrechen begangen hat“.
Doch solche wichtigen Feinheiten wird die Opposition im Wahlkampf nicht erwähnen. Stattdessen träumt ein Teil der Demokraten weiter von einem schlagzeilenträchtigen Amtsenthebungsverfahren. Ob es so kommt, wird auch eine Schicksalsfrage für Repräsentantenhaus-Sprecherin Nancy Pelosi sein. Sie will eine solche Super-Sanktion vermeiden, weil sie eine Mobilisierung der konservativen Basis befürchtet. Doch der Druck der Volksvertreter ist nach dem Mueller-Auftritt stärker geworden. Gibt Pelosi nach, riskiert sie auch, gegen jene im Volk zu handeln, die endlich einen Schlussstrich unter die Russland-Debatte und die Rückkehr zur Realpolitik wollen.
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