FDP kritisiert Wirtschaft für Grünen-Sympathie

von Redaktion

„Die Sehnsucht nach billigem Beifall“ – Julis fordern entschiedeneren Umwelt- und Klima-Kurs

Berlin – Die FDP verschärft den Ton gegenüber den Grünen. Parteichef Christian Lindner kritisiert die Wirtschaft für ihre öffentliche Sympathie. „Der BASF-Chef lobt die Grünen, obwohl sein Unternehmen und dessen Arbeitsplätze durch Bürokratie und Energiekosten schon belastet wird. Wer die Grünen lobt, muss dann auch mit deren Politik klarkommen“, sagte er der „Bild am Sonntag“.

Direkter Auslöser: Der Chef des Chemiekonzerns BASF, Martin Brudermüller, wurde vor einigen Monaten als einziger Dax-Boss in den rund 50-köpfigen wirtschaftspolitischen Beirat der Partei berufen. Die Grünen sehen in dem Manager ein Vorbild für andere Konzerne. Eine Zeitung beschrieb den 58-jährigen Chemiker neulich als „Lieblings-Dax-Manager der Grünen“. Lindner hält das für kurios. „Die FDP steht da in der Sache der Chemie-Gewerkschaft näher, die die Folgen für Facharbeiter im Blick behält und auf Technologie setzt.“ FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg sagt sogar: „Die Sehnsucht nach billigem Beifall ist bis in die Wirtschaft hinein verbreitet.“

Mittelbarer Auslöser der harten Lindner-Worte dürfte auch eine strategische Sorge sein. FDP und Grüne, die auf den ersten Blick inhaltlich wenige Schnittmengen vermuten lassen, konkurrieren gerade in städtischen Milieus um ähnliche Wählerschichten. Ausweislich der Umfragen gelingt es den Grünen derzeit besser. In den jüngsten Umfragen landete die FDP bei unter 10, der grüne Rivale bei 22 bis 24 Prozent.

Gleichzeitig gibt es auch in der FDP Debatten über Lindners Kurs. Deutliche Kritik äußert der Parteinachwuchs. Gerade beim Werben um jüngere Wähler sei eine klarere Positionierung in der Klimapolitik nötig, heißt es in einem Vorstandsbeschluss der Jungen Liberalen, aus dem der „Spiegel“ zitiert. Die FDP müsse etwa ihr Verhältnis zu den Aktivisten von „Fridays for Future“ verbessern.

Lindner hatte die Aktivisten mit dem Satz brüskiert, Klimapolitik sei eine Sache für Profis. Den Satz hat er inzwischen etliche Male selbst öffentlich eingeordnet und bereut. Davon grenzen sich die Jungliberalen aber nun nochmals ab: „Gerade junge Menschen erwarten dabei einen politischen Stil, der auf persönliche Angriffe und Negative Campaigning verzichtet.“ Die Juli-Vorsitzende Ria Schröder verlangte, die FDP müsse in der Klimapolitik „souveräner und optimistischer auftreten“.

Die Julis fordern weitergehende Klimabeschlüsse der FDP und sogar ein „Treibhauslimit“, eine Grenze für den Ausstoß aller Treibhausgase. Das würde die Landwirtschaft einschließen, weil Methan hinzugerechnet würde. „Alle Branchen werden einbezogen“, argumentieren die Julis: „Energie und Wärme, Land- und Forstwirtschaft, Industrie und Handel sowie Verkehr und Mobilität.“ dpa/cd

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