Rom/Regensburg – Die deutsche Hilfsorganisation Sea-Eye ist in die Such- und Rettungszone vor Libyen zurückgekehrt, um Migranten in Seenot zu retten. Das Schiff „Alan Kurdi“ werde westlich der libyschen Hauptstadt Tripolis patrouillieren, teilte Sea-Eye-Sprecher Gorden Isler am Montag mit. Die zuständigen Behörden seien darüber informiert worden. Die „Alan Kurdi“ ist derzeit das einzige zivile Rettungsschiff im Mittelmeer vor der Küste des Bürgerkriegslandes. Erst am Freitag waren dort rund 150 Menschen ertrunken.
Die Bundesregierung sei angesichts des jüngsten Bootsunglücks „bestürzt und spricht ihr tiefes Bedauern aus“, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Montag in Berlin. „Zugleich gilt der libyschen Küstenwache Dank, die über 100 Menschenleben gerettet hat.“ Ein Sprecher des Innenministeriums erklärte, Deutschland habe der EU-Kommission seine Bereitschaft mitgeteilt, gerettete Migranten aufzunehmen.
Im italienischen Hafen von Augusta harren derweil dutzende gerettete Migranten auf einem Schiff der Küstenwache aus. Am Montag erlaubte das Innenministerium 16 von 131 Migranten, an Land zu gehen. Sie hätten erklärt, minderjährig zu sein, hieß es. Italien will die übrigen Menschen erst an Land gehen lassen, wenn sich andere EU-Staaten bereit erklären, sie aufzunehmen.
Die EU kann sich seit Langem nicht auf einen Verteilmechanismus für Bootsflüchtlinge einigen. Die Regierung in Rom sperrt sich dagegen, dass die Geretteten in Italien an Land gehen. Sie geht insbesondere gegen private Seenotretter hart vor.