Prozess gegen Asap Rocky

Trumps Einmischung

von Redaktion

MIKE SCHIER

In Schweden steht derzeit ein US-Rapper, gemeinhin keine Kinder von Traurigkeit, wegen Körperverletzung vor Gericht. Asap Rocky und zwei Begleiter haben im Juli in Stockholm einen 19-Jährigen verprügelt. Das ist angesichts von Videoaufnahmen unstrittig. Geklärt werden muss, ob sie aus Notwehr oder vorsätzlich handelten. Ein ganz normaler Prozess, der allerdings durch Donald Trump ungeahnte politische Bedeutung erlangt.

Mehrfach hat der US-Präsident versucht, auf das rechtsstaatliche Verfahren Einfluss zu nehmen – ausgerechnet auf Bitte des Reality-TV-Sternchens Kim Kardashian. Er verlangte von Schwedens Regierungschef Stefan Löfven die Freilassung, weil keine Fluchtgefahr bestehe. Der Ministerpräsident lehnte mit dem Hinweis ab, seine Regierung nehme keinen Einfluss auf Gerichte. Zur Prozessbeobachtung schickten die USA nun einen Sondergesandten; Robert C. O’Brian ist sonst für Geiselnahmen in Jemen, Syrien und Afghanistan zuständig. Auf die Frage, warum er zu einem Kriminalfall entsandt werde, antwortete O’Brien: „Wenn fremde Regierungen Amerikaner festhalten, behaupten sie immer, es sei ein Kriminalfall.“

Ein weiteres Mal stößt die US-Regierung also einen EU-Staat vor den Kopf, noch dazu ein Nicht-Nato-Mitglied. Ohne Not. Freuen kann das nur einen: Wladimir Putin.

Mike.Schier@ovb.net

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