Kerpen – Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg hat mit dem Braunkohletagebau Hambach und dem angrenzenden Hambacher Forst einen symbolträchtigen Ort der Klimabewegung besucht. Die 16-Jährige schilderte am Samstag, wie schwer ihr der Anblick des Tagebaus im Rheinischen Revier gefallen sei: „Es war so gewaltig, so verheerend und es macht mich irgendwie traurig.“
Die Braunkohle trage mit zur ökologischen Krise bei, sagte Thunberg, die neben dem Tagebau und dem Forst auch ein Dorf besichtigte, das für den Kohleabbau umgesiedelt wird. Um die Klimaziele zu erreichen, dürfe Deutschland keine weitere Kohle verbrennen, sagte die junge Schwedin unter Hinweis auf Wissenschaftler. Sie fühle auch mit den Menschen, die wegen des Tagebaus wegziehen müssten.
Der Kampf um den Hambacher Forst, der für den fortschreitenden Tagebau gerodet werden soll, steht symbolisch für die Forderung nach einem schnellen Kohleausstieg in Deutschland. Gegen die geplante Rodung gab es immer wieder große Proteste. Das Rheinische Revier gilt mit drei laufenden Braunkohletagebauen als eine der großen Quellen für das klimaschädliche CO2 in Europa.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte der „Bild am Sonntag“: „Wir wollen den Hambacher Forst retten, wie es der Kohlekompromiss vorsieht, und das wird hoffentlich auch gelingen. Aber das Weltklima ist damit nicht gerettet. Wir brauchen jetzt eine Klima-Außenpolitik.“
Organisiert hatte den Besuch Thunbergs im Rheinischen Revier das Aktionsbündnis „Ende Gelände“, das in den vergangenen Jahren immer wieder mit Blockaden von Tagebauen, Braunkohlebaggern und Transportbahnen für einen sofortigen Kohleausstieg demonstriert hat. Laut Bundesamt für Verfassungsschutz wird es sowohl von Gruppierungen des demokratischen Spektrums als auch von Akteuren der linksextremistischen Szene unterstützt. Gemeinsam mit dem Aktionsbündnis rief Thunberg dazu auf, am 20. und 27. September an dem geplanten globalen Klimastreik teilzunehmen. „Die Zeit läuft uns davon, und die Regierenden enttäuschen uns weiterhin“, sagte Thunberg.
Thunberg will voraussichtlich am kommenden Mittwoch von einem Hafen in Süden Englands aus mit einer Jacht zum UN-Klimagipfel nach New York aufbrechen. Sie allein könne die Klimasituation nicht verändern, sagte die 16-Jährige, aber sie könne dort durch ihre Teilnahme zu einem Bewusstsein für die Krise beitragen. „Und wenn genügend Menschen Druck machen, dann können wir versuchen, eine Änderung herbeizuführen.“ sr/dpa