Es war ein rauschender Wahlabend für die AfD. Im Osten fällt genau das auf fruchtbaren Boden, was die Partei am besten kann: dagegen sein. Gegen Ausländer, gegen das (angeblich westdeutsche) Establishment, gegen (die Ostdeutsche) Angela Merkel, gegen Globalisierung und gegen das „System“, was immer das auch ist.
Während in den Westländern immer deutlicher zutage tritt, dass die Partei in erster Linie ein ebenso zerstrittener wie intriganter Haufen ist, eint in den fünf weiß Gott nicht mehr „neuen“ Ländern die Unzufriedenheit. Zumindest am Wahltag. Da werden bisherige Nichtwähler zum Urnengang motiviert, aber auch viele, die bislang bei der Linkspartei ihr Kreuzchen gemacht hatten – von ganz links nach ganz rechts. Die AfD bediente die ostdeutsche Unzufriedenheit ganz bewusst, indem sie alte Sprüche der Bürgerrechtler benutzte. Gerne lamentiert sie auch über die „Meinungsdiktatur“ – und ignoriert dabei, dass sie in selbiger so etwas gar nicht sagen dürfte.
Es scheint so, als giere der Osten geradezu nach einer Stimme, die seine Mentalität vertritt – auch mal mit Selbstbewusstsein statt mit Frust. So wie die CSU, die es immer irgendwie geschafft hat, das bayerische „Mia san Mia“ für sich zu reklamieren und auszubauen. Michael Kretschmer ist dies am besten gelungen. Seine Strategie sollten sich andere „etablierte“ Parteien genau ansehen.
Mike.Schier@ovb.net