Bei dem Kampf in Hongkong können beide Seiten eigentlich nur verlieren, und dabei wird der Einsatz immer höher. Einen Plan, aus dem Dilemma herauszukommen, scheint keine der Konfliktparteien zu haben. Daher strebt die Konfrontation auf einen unabsehbaren Kulminationspunkt zu, der verheerende Folgen für die über sieben Millionen Bewohner haben könnte.
Alles dreht sich um die Frage, ob und wann die Kommunisten sich gedrängt fühlen, militärisch zu intervenieren. Gesichtswahrung ist in Asien von immenser Bedeutung. Am 1. Oktober den 70. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik zu feiern, während in der Sonderverwaltungszone Menschenmassen auf die Barrikaden gehen – unausdenkbar für den bei Maos Machtfülle angelangten Xi Jinping. Aber auch die Verteidiger der Demokratie sind nicht bereit, einen Millimeter zurückzuweichen von ihrer Forderung, dass die bis 2047 festgeschriebenen Freiheitsrechte unantastbar bleiben. Doch noch zögert Peking – denn der Preis für ein zweites Tiananmen-Massaker birgt zwei Gefahren für die Machthaber in sich: eine internationale Ächtung und damit ein langjähriges Aus für die stolzen Nationalträume von der die Welt allein beherrschenden Wirtschaftsgroßmacht China.
Bernd.Kreuels@ovb.net