Die evangelische Kirche will gemeinsam mit anderen Organisationen ein eigenes Schiff zur Rettung von Menschen aus Seenot ins Mittelmeer schicken. Dass dort weiter Menschen ertrinken, sei etwas, das man nicht hinnehmen könne, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. Er kündigte an, dass ein Verein gegründet werde, der ein Schiff kauft. Zum dahinter stehenden Bündnis gehörten zahlreiche Institutionen und Organisationen, auch Kirchengemeinden und Sportvereine. Bedford-Strohm rechnet mit einem sechsstelligen bis niedrigen siebenstelligen Betrag für Kauf und Umbau.
Die Idee, ein Schiff zu entsenden, wird innerhalb der evangelischen Kirche seit dem Kirchentag im Juni in Dortmund diskutiert. Eine Resolution hatte die EKD aufgefordert, mit einer eigenen Rettungsmission ein Zeichen zu setzen. Bedford-Strohm sagt, das Schiff sei Teil des diakonischen Auftrags der Kirche.
Egal aus welchen Gründen Menschen in Lebensgefahr sind, bestehe die Pflicht zu helfen, sagte er: „Not hat keine Nationalität.“ Kritikern, die der Auffassung sind, die evangelische Kirche handele nicht verantwortlich, sondern „gesinnungsethisch“, hielt der bayerische Landesbischof entgegen: „Barmherzigkeit und Verantwortung können nicht gegeneinander ausgespielt werden.“
Er präsentierte den Beschluss für ein eigenes Schiff gemeinsam mit Vertretern von „Ärzte ohne Grenzen“, der Organisation „Seebrücke“ und dem Potsdamer Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD). Die Stadt gehört zum Bündnis „Städte Sicherer Häfen“, die als Kommunen anbieten, zusätzliche Flüchtlinge aufzunehmen, auch Gerettete aus dem Mittelmeer. Der deutsche Verteilmechanismus erlaubt das nicht. Schubert appellierte an Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), das zu ändern.