Berlin – Es gab zwar Temperaturen über 40 Grad, doch anders als im Vorjahr war der Sommer 2019 etwas wechselhafter. Die Hitze hat daher auf den Autobahnen in Deutschland weniger gefährliche Schäden verursacht als befürchtet. Das geht aus einer ersten Bilanz des Bundesverkehrsministeriums hervor, die unserer Zeitung vorliegt.
Von den Straßenbauverwaltungen der Länder wurden bis Ende August Risse, Schlaglöcher und Aufwölbungen auf Abschnitten von neun Autobahnen gemeldet: A 9, A 10, A 29, A 92, A 7, zweimal auf der A 1, auf der A 11 und der A 15. Im Sommer hatte der ADAC allerdings noch weitere Strecken genannt, auf denen ein Tempolimit wegen des Fahrbahnzustands verhängt wurde. Zum Vergleich: Im Jahr 2015 wurden 19 Autobahnen mit Schäden erfasst. 2018 gab es in einzelnen Bundesländern mehrere Fälle, aber eine Gesamtzahl liegt nicht vor.
Erfragt wurden die Daten von der FDP-Bundestagsfraktion. Demnach kam es laut Bundesverkehrsministerium in diesem Jahr zu keinen „längerfristigen“ Sperrungen von Autobahnabschnitten. Dass es generell weniger Schäden gab, liegt aus Sicht des Ressorts von Minister Andreas Scheuer (CSU) auch am „Drei-Punkte-Aktionsplan“ gegen Hitzeschäden, der schon im Sommer 2014 gestartet wurde. Seitdem gibt es verschärfte Kontrollen der Fahrbahnen und eine Reparatur „unmittelbar oder kurzfristig nach Auftreten“ von Problemen. Besonders gefährdete Abschnitte werden überdies präventiv behandelt, zum Beispiel durch Entspannungsabschnitte an Betonfahrbahnen. Zu konkreten Kosten der Beseitigung konnte das Ministerium keine Auskunft geben.
Angesichts immer länger anhaltender Hitzeperioden erwartet die FDP freilich mehr. „Die letzten heißen Sommer haben den Fahrbahnen vieles abverlangt“, so Verkehrsexperte Oliver Luksic zu unserer Zeitung. Es brauche daher „ein großflächiges Sanierungsprogramm für die Autobahnen, um sie wieder in Schuss zu bringen“. Bei bestehenden Abschnitten aus Beton müsse die Pflege der Bodenplatten, zum Beispiel der Ausgleichsfugen, verstärkt werden. Gleichzeitig sollte auf Asphaltstrecken flächendeckend hitzebeständiger Asphalt eingesetzt werden. „Der Bund muss hier gemeinsam mit den Ländern handeln, statt nur oberflächlich Schäden auszubessern“, so Luksic.
Hitzeschäden gelten als besonders tückisch. Aufwölbungen und übereinander geschobene Platten, sogenannte „Blow-ups“, Schlaglöcher und Risse können wie aus dem Nichts entstehen, wenn der Asphalt schmilzt und Betonplatten platzen. Bei länger anhaltenden Temperaturen über 30 Grad und intensiver Sonneneinstrahlung kann dies der Fall sein. Die Unfallgefahr ist dann beträchtlich. Laut Bundesanstalt für Straßenwesen treten Hitzeschäden in der Regel bei älteren Betondecken auf. Diese würden im Vergleich zu neueren Bauweisen oftmals eine geringere Deckenstärke aufweisen. HAGEN STRAUSS