Es ist ein Paukenschlag für die Landespolitik: Hans Reichhart, erst vor einem Jahr von Markus Söder – ohne Landtagsmandat – zum Minister befördert, möchte das Amt im Frühjahr gleich wieder an den Nagel hängen, falls er in Günzburg zum Landrat gewählt wird. Die freundliche Lesart wäre ein Loblied auf die Bedeutung der Kommunalpolitik in der CSU. Die weniger freundliche ist die Interpretation, dass sich da einer der wenigen Aktivposten in einem insgesamt unauffälligen Kabinett lieber aufs Land zurückzieht, weil in München der Ministerpräsident Markus Söder alles selbst dominieren will – von inhaltlichen Fragen bis zur Außendarstellung.
Man muss jedenfalls ein paar Fragezeichen machen, wenn ein junger Hoffnungsträger auf einem der spannendsten Kabinettsposten nach nicht einmal einem Jahr über Veränderung nachdenkt. Söder hat das Bau- und Verkehrsministerium erst im vergangenen Frühjahr aus der Taufe gehoben, gerade weil es im rasant wachsenden Großraum München zwei infrastrukturelle Großbaustellen vereint. Die erste Ministerin Ilse Aigner hielt nicht einmal durch, bis die Bauarbeiten am eigenen Haus abgeschlossen waren. Jetzt irritiert Reichhart mit der Aussage, er könne im Landkreis unmittelbarer gestalten. Nun ja, die Megathemen Wohnungsnot und Verkehrswende würden sich schon auch über etwas Gestaltung freuen.
Mike.Schier@ovb.net