Halten wir einmal nüchtern fest, was wirklich erreicht worden ist: Die S-Bahn kehrt zum Normalzustand zurück und führt den üblichen 10-Minuten-Takt auf zwei Linien im Berufsverkehr wieder ein. Dass es dazu eines Proteststurms, zäher Verhandlungen und eines Spitzengesprächs mit einem Bahnvorstand aus Berlin und vier (!) Landesministern bedurfte, sagt viel aus über die Probleme der Münchner S-Bahn. Die Diagnose ist bekannt: Das System ist überlastet, es gibt zu wenig Züge und zu wenig Gleise. Investiert werden muss nicht nur in die 2. Stammstrecke, sondern auch in die Außenäste sowie Nord- und Südring. Ausbau also statt Rückbau – was gar nicht geht, ist die Einstellung von Zugverbindungen.
Wirkliche Verbesserungen bei der Eisenbahn sind allerdings leider nicht von heute auf morgen zu erreichen. Das ist einer der Gründe, warum sich die auf schnelle, vorzeigbare Erfolge angewiesene Politik früher kaum für die Bahn interessiert hat. Es ändert sich gerade, aber es sind dicke Bretter zu bohren. Manch einer in der Staatsregierung erliegt da lieber der Verlockung populärer Ad-hoc-Maßnahmen. Es verspricht mehr Sympathiepunkte, wenn man ein 365-Euro-Jahresticket in der Nürnberger Heimatregion präsentieren kann – statt eines Bescheids über die nun endlich finanzierte Vorplanung eines S-Bahn-Nebengleises, auch wenn das mindestens ebenso wichtig ist.
Dirk.Walter@ovb.net