CSU-Parteireform

Im Quoten-Netz verheddert

von Redaktion

CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

Parteien sind für unsere Demokratie von unschätzbarem Wert. Aber träge sind sie, und sperrig konstruiert mit ihren Ortsschatzmeistern und Kreisverbandsersatzdelegierten. In der Praxis sind sie leider überaltert und – vor allem die C-Parteien – zu männerlastig. Das bildet die Gesellschaft nicht ab, motiviert auch nicht zum Mitmachen. Es war schon sehr richtig, dass die CSU sich eine Parteireform verordnet hat. Der Zwischenstand ist aber dürftig.

Statt mutigen Schritten, um mehr Frauen in Mitsprache und vor allem Mandate zu holen – darum geht’s in Parteien! –, verhedderte sich die CSU in einer Debatte um Alibi-Quoten. Absurder Gipfel: Die Junge Union kämpfte flammend gegen alle Quoten, vor allem für Frauen – und wird nun mit einer Quote (für unter 35-Jährige) ruhiggestellt. Ja, toll: Das Pöstchen als verpflichtend jungquotierter Ortsdingsstellvertreter wird bestimmt die auf Politik neugierigen Massen in eine Partei locken!

Diese monatelang verhandelte Reform hat mehrere gute Ansätze, geht aber nicht weit genug. Der CSU läuft die Zeit davon: Sie hat längst Teile des vorpolitischen Raums auf dem Land verloren, die Entfremdung in der Stadt schreitet schnell voran. Teils aus eigenen Fehlern, teils, weil sich Bayern einfach durch Mentalitätswandel und Zu- wie Wegzug so sehr verändert. Nur ein inneres Austarieren der Parteistruktur kommt dagegen nicht an.

Christian.Deutschlaender@ovb.net

Artikel 1 von 11