In den acht Jahren seiner Amtszeit hat es Mario Draghi, der italienische Herr des europäischen Geldes, zu einer Art Leibhaftigem der deutschen Sparer gebracht – als der Mann, der den Zins abschaffte. Seinen schlechten Ruf hat sich Super-Mario verdient: Mit Lust und Vorsatz brach er die Macht der Bundesbank, die vor ihm Europa mit eiserner Faust regiert hatte. Draghi hat die Trutzburg Bundesbank geschleift und deren stolze Chefs gedemütigt und in den Rücktritt getrieben. Aber am Ende erledigte der EZB-Präsident nur die Drecksarbeit für die Politik: Ohne mit den von ihm verfügten Minuszinsen und den billionenschweren Anleihekäufen wären Europas Schuldenstaaten (und mit ihnen der Euro) zusammengebrochen.
Seinen allerletzten Triumph feierte der Italiener wenige Tage vor Ende seiner Amtszeit und nahezu unbemerkt: Als Nachfolgerin der aus Protest gegen seine Politik zurückgetretenen deutschen EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger entsandte die Bundesregierung nicht etwa eine weitere Kritikerin der ultralockeren Geldpolitik in die Notenbank. Stattdessen schickte sie mit Isabel Schnabel eine, die – so wie die Kanzlerin – Draghis Kurs für alternativlos hält. In Berlin wünscht man keinen weiteren Streit mit der Notenbank. Draghi verlässt das Feld als Sieger. Doch sein Sieg ist teuer erkauft. Bezahlen müssen dafür Sparer und Mieter, die sich auf das Versprechen verlassen haben, dass der Euro so hart sein werde wie die Deutsche Mark.
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