Rom – Es war der erste Stimmungstest für das seit sieben Wochen in Rom regierende Bündnis aus Fünf-Sterne-Bewegung und Sozialdemokraten (PD). In Umbrien bestimmten die Bürger Regionalrat und Gouverneur. Zwar ist das „grüne Herz Italiens“ ähnlich überschaubar wie das deutsche Bundesland Thüringen, doch das politische Erdbeben, das sich dort am Sonntag ereignete, sendet seine Schockwellen bis ins ferne Rom. Mit mehr als 57 Prozent der Stimmen fiel die bisherige PD-Hochburg mit der Universitätsstadt Perugia an das Rechtsbündnis unter Führung der Lega.
Für die von den beiden römischen Koalitionspartnern getragene Bürgerliste votierten nur 37 Prozent der Wähler. Besonders schlimm erwischte es die Fünf-Sterne-Bewegung von Premier Giuseppe Conte. Mit gerade mal sieben Prozent erlebten sie ein Debakel. Von einer „schallenden Ohrfeige für die gelb-rote Koalition“ sprechen die Medien. „Salvinis Rache“ titelte der „Corriere della Sera“.
Der Lega-Chef ließ seiner Genugtuung freien Lauf. „Conte, di Maio und Zingaretti, eure Tage sind ab jetzt gezählt“, rief er seinen jubelnden Anhängern in Anspielung auf das Spitzenpersonal in Rom zu. Conte sei „zum Zwerg geschrumpft“.
Der Premier gab sich demonstrativ gelassen: „Wir werden das Votum nicht unterschätzen, aber es wird uns auch nicht belasten“, erklärte er. Die Regierung bleibe stabil. In Reihen der Fünf Sterne konzentriert sich die Kritik vor allem auf Parteichef Luigi di Maio. Dem Außenminister wird erheblicher Mangel an strategischem Geschick vorgeworfen. Er und der PD-Vorsitzende Nicola Zingaretti hatten in Umbrien einen gemeinsamen Kandidaten ins Rennen geschickt, um den zu erwartenden Vormarsch der ultrarechten Lega zu stoppen.
Gegen die Idee hatte es in der Bewegung erhebliche Widerstände gegeben; ein Flügel will sich künftige Bündnisse mit Salvini offenhalten. Was di Maio und Zingaretti als Modell für künftige Wahlen auf regionaler und kommunaler Ebene angepriesen hatten, ist nun beim ersten Versuch krachend gescheitert. Ein wichtiger Grund für die schwere Schlappe dürfte wohl die Wut der Bürger über den schleppenden Wiederaufbau in den Erdbebengebieten rund um das zerstörte Norcia sein. Viele sehen dafür die Schuld in Rom. INGO-MICHAEL FETH