Berlin – Eine Woche vor dem Bundesparteitag der AfD in Braunschweig hat der Berliner Bundestagsabgeordnete Gottfried Curio seine Kandidatur für den Parteivorsitz angekündigt. Am Samstagabend veröffentlichte er auf seiner Facebook-Seite ein Bewerbungsvideo, in dem er vor einer „Selbstauflösung“ des deutschen Nationalstaats warnt. Curio sagte, er wolle für einen der beiden Chefposten oder einen dritten Posten kandidieren, sollte sich die Partei für eine Rückkehr zur Dreier-Spitze entscheiden.
Der promovierte Physiker, der unter anderem einige Jahre an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität gearbeitet haben soll, ist innenpolitischer Sprecher der AfD-Fraktion und ein berüchtigter Redner. Im Bundestag stellt er die Zuwanderung stets als eine große Bedrohung für die Gesellschaft dar. Als Scharfmacher fiel er schon früher auf. Im Berliner Abgeordnetenhaus sagte er zum Beispiel einmal, eine vollverschleierte Frau sei ein „schwarzer Sack, ein Sack, der spricht“. Für solche Sätze erntet er in sozialen Medien viel Zustimmung von Mitgliedern der AfD.
In der Fraktion ist man aber offensichtlich weniger von seinen Fähigkeiten überzeugt. Dass der Einzelgänger kandidieren könnte, geht gerüchteweise schon länger über die Flure. Dem Vernehmen nach ist er aber selbst einigen Fraktionskollegen unheimlich. Als im September die Fraktionsspitze neu gewählt wurde, kandidierte Curio für zwei Posten – erfolglos.
Die AfD will auf ihrem zweitägigen Parteitag, der am Samstag beginnt, einen neuen Vorstand wählen. Einige befürchten nun, Curios Kandidatur könnte ein ähnliches Chaos schaffen wie die Kandidatur der inzwischen aus der Partei ausgeschlossenen Doris zu Sayn-Wittgenstein vor zwei Jahren. Stattdessen wurde letztendlich Alexander Gauland gewählt, der erst auf dem Parteitag entscheiden will, ob er erneut antritt.
Falls nicht, gilt der sächsische Bundestagsabgeordnete Tino Chrupalla als aussichtsreicher Kandidat für Gaulands Nachfolge. Auch Co-Chef Jörg Meuthen will wieder antreten. dpa/mmä