Berlin/Kabul – In der afghanischen Hauptstadt Kabul ist gestern ein weiterer Abschiebeflug aus Deutschland eingetroffen. Insgesamt seien 44 Personen nach Afghanistan zurückgeführt worden, teilte das Bundesinnenministerium in Berlin auf Anfrage mit.
Es handele sich ausschließlich um volljährige Männer, unter ihnen 27 Straftäter. Das Spektrum der Straftaten umfasse unter anderem Vergewaltigung, schweren sexuellen Missbrauch von Kindern, gefährliche Körperverletzung, Sachbeschädigung oder Betrug.
An der Abschiebung beteiligten sich demnach Berlin, Bayern, Hessen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Es war die 30. Sammelabschiebung seit Dezember 2016. Damit haben Bund und Länder 800 Männer nach Afghanistan zurückgebracht. Die Abschiebungen sind umstritten. Der Krieg gegen die radikalislamischen Taliban und die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) geht weiter.
Die Nichtregierungsorganisation Pro Asyl forderte anlässlich des bevorstehenden dritten Jahrestages der Abschiebungen nach Afghanistan Mitte Dezember die Innenminister der Bundesländer auf, die Abschiebungen „endlich zu stoppen“. Seit 2016 habe sich die Lage in Afghanistan immer weiter verschlechtert. Zuletzt hatte die Zahl der verwundeten und getöteten Zivilisten im Afghanistan-Konflikt im Spätsommer einen neuen Höchststand erreicht. Zwischen Juli und September dokumentierte die UN-Mission in Afghanistan mit fast 1200 Getöteten und mehr als 3100 Verletzten die höchste Zahl ziviler Opfer innerhalb eines Quartals seit Beginn der systematischen Aufzeichnung durch die UN im Jahr 2009.
Unterdessen wurde gestern, knapp eine Woche nach dem Besuch von Donald Trump in Afghanistan, bekannt, dass US-Regierung die Gespräche mit den Taliban wieder aufnimmt. Der Sondergesandte für Afghanistan, Zalmay Khalilzad, soll diese Woche in Kabul Regierungsvertreter treffen. Anschließend reist er nach Doha, um mit Vertretern der Taliban zusammenzukommen.