„Es ist an der Zeit, dass wir uns auf die Vorteile einer Zusammenarbeit zwischen Europa und Russland konzentrieren.“ Der Mann, der das im Vorfeld des Pariser Ukraine-Gipfels sagte, ist der Chef des europäischen Wirtschaftsverbandes Eurochambres und vertritt 20 Millionen Unternehmen. Nur: Was sich so vernünftig anhört, passt exakt ins Kalkül des russischen Präsidenten. Als Wladimir Putin völkerrechtswidrig die Krim annektierte und dann die Ukraine destabilisierte, handelte er nach dem Motto: Erst Fakten schaffen, dann den öffentlichen Sturm im Wasserglas des Westens aussitzen – und man hat erreicht, was man wollte. Ist erst ein bisschen Zeit ins Land gegangen, dominieren im Westen wieder die kurzfristigen Wirtschaftsinteressen über langfristige Strategien. Genau davor müssen sich Merkel, Macron & Co. hüten.
Natürlich liegt es im Interesse Europas – historisch, wirtschaftlich und im Hinblick auf China – , mit Russland ein gutes Verhältnis zu haben. Dies darf aber nicht zur Unterwerfung unter Putins Pläne führen – sozusagen um des lieben Friedens willen. Appeasement macht Putin nur Appetit auf mehr. In Osteuropa versteht man das. Wie heißt eine alte Weisheit? Auch wenn Löwe und Lamm sich gut verstehen, so ist es doch besser, der Löwe zu sein.
Alexander.Weber@ovb.net