Paris – Die Franzosen sollen künftig erst mit 64 Jahren in Rente gehen statt bisher mit 62: Das ist der Kern der umstrittenen Rentenreform, die Premierminister Edouard Philippe nach einwöchigen Streiks und Protesten in Paris vorgestellt hat. Als Zugeständnis soll die Reform zunächst weniger Menschen betreffen als angenommen. Die Gewerkschaften reagierten empört und riefen zu verschärften Streiks auf.
Das gesetzliche Renteneintrittsalter von 62 Jahren will die Regierung nach den Worten des Regierungschefs zwar offiziell nicht antasten. Allerdings müssen alle, die vor dem Alter von 64 in Rente gehen wollen, ab 2027 Abschläge bei ihren Altersbezügen hinnehmen. Das sei „eine vernünftige Perspektive für die große Mehrheit der Franzosen“, sagte Philippe.
„Wir schlagen einen neuen Pakt zwischen den Generationen vor“, sagte er. Ziel sei ein „gerechtes und dauerhaftes“ Rentensystem, in dem nicht mehr einige auf Kosten aller bevorzugt würden. Konkret soll es ein universelles Punkte-System für alle Franzosen geben, das komplizierte bisherige mit 42 verschiedenen Regelungen wird abgeschafft. Kostspielige Sonderrenten sollen ebenfalls wegfallen. Von diesen „Spezialregimen“ profitieren bisher etwa Mitarbeiter der Bahngesellschaft SNCF und der Pariser Nahverkehrsbetriebe. Sie gehen teils schon mit Mitte 50 in Rente, und das bei hohen Bezügen. Lokführer und Metrofahrer tragen deshalb auch maßgeblich die neue Streikwelle mit.
Bei Franzosen, die vor 1975 geboren wurden, soll die Reform nicht greifen, wie Philippe sagte. Das gilt als deutliche Entschärfung der Reform. Auch für Frauen soll es Verbesserungen geben, etwa Bonuspunkte ab dem ersten Kind. afp