Paris – Nach zweiwöchigen Protesten gegen die Rentenreform in Frankreich hat sich Präsident Emmanuel Macron erstmals kompromissbereit gezeigt: Der Staatschef sei willens, die Pläne „nachzubessern“, erklärte der Elysée-Palast. Darüber verhandelte die Regierung am Mittwoch mit den Gewerkschaften. Sie hatten zuvor mit Streiks an Weihnachten gedroht, wenn Macron sein zentrales Reformvorhaben nicht aufgibt.
Verhandlungsbereit ist der Präsident nach Angaben seines Büros insbesondere bei der geplanten Anhebung des Rentenalters auf 64 Jahre. Im Ganzen werde Macron die Reform aber „weder aufgeben noch verfälschen“, hieß es.
Die Rechtspopulistin Marine Le Pen warf dem Staatschef ein politisches „Manöver“ vor. „Erst schlägt man etwas Indiskutables vor. Dann zieht man es zurück, um den Rest durchzubringen, der ebenso inakzeptabel ist, über den aber weniger gesprochen wird“, sagte sie.
Die größte Kritik gibt es unter den Gewerkschaften an dem Vorhaben, dass die Franzosen künftig erst mit 64 Jahren abschlagsfrei in Rente gehen können, auch wenn das gesetzliche Eintrittsalter offiziell bei 62 Jahren bleibt. Daneben will Macron die 42 unterschiedlichen Rentensysteme in Frankreich vereinheitlichen und Sonderregelungen etwa für Mitarbeiter der Bahn und des Pariser Nahverkehrs abschaffen. Letztere streikten am Mittwoch bereits den 14. Tag in Folge.
Macrons Ziel ist es, den Franzosen eine Streikpause an Weihnachten zu ermöglichen. Regierungschef Edouard Philippe nahm am Nachmittag Einzelgespräche mit den Vorsitzenden der Gewerkschaften auf. Heute ist eine gemeinsame Runde mit allen Sozialpartnern geplant. An den Gesprächen nahm erstmals auch der neue Rentenbeauftragte Laurent Pietraszewski teil. Sein Vorgänger Jean-Paul Delevoye war zu Wochenbeginn zurückgetreten, nachdem er verschiedene bezahlte und unbezahlte Tätigkeiten zunächst verschwiegen hatte.