München – Kurz vor dem Jahreswechsel formieren sich in der CSU Skeptiker des menschengemachten Klimawandels. Die „Werte-Union“, eine inoffizielle, in der CSU-Organisation nicht anerkannte Gruppe, bringt ein achtseitiges Papier in Umlauf, das in scharfen Worten einen Kurswechsel in der Umweltpolitik fordert: „Die Politiker der Unionsparteien müssen sich endgültig von der Vorstellung verabschieden, das Klima durch ihr ,vorbildliches Wesen‘ retten zu können.“
Die Autoren warnen vor einer „Verschwendung von Ressourcen und Steuermitteln unter weitgehender Aufgabe unseres schwer erarbeiteten Wohlstands“. Das deutsche Klimapaket müsse „angesichts der zu erwartenden Wirkungslosigkeit“ komplett vom Tisch. „Mitläufertum und Klimahysterie“ müssten ein Ende finden, andernfalls drohe die Deindustrialisierung. Auch der „Green Deal“ der EU-Kommission unter Ursula von der Leyen sei „absoluter Größenwahn“ und „grüner Sozialismus“.
Kern des Positionspapiers ist die – wissenschaftlich mehrheitlich abgelehnte – These, weniger als ein Prozent des Klimawandels sei menschengemacht. Schon im kommenden Jahrzehnt sei „mit dem Beginn einer Abkühlung zu rechnen“. In der CSU sind solche Töne selten. Am offensivsten geht im deutschen Parteienspektrum die AfD gegen Klimaschutz-Maßnahmen vor.
Die „Werte-Union“ ist bisher eher in der CDU in Erscheinung getreten; ihre bayerische Regionalgliederung fusionierte im Sommer mit dem „Konservativen Aufbruch“. Prominente CSUler sind nicht dabei. Die Parteispitze beäugt den Zusammenschluss sehr skeptisch.
CSU-Chef Markus Söder hat unzweideutig die Existenz des menschengemachten Klimawandels bestätigt. „Man sollte wissenschaftliche Erkenntnisse nicht ignorieren“, sagte er unter anderem unserer Zeitung im Juni. „Wir dürfen nicht untätig sein und so in die Klimakatastrophe laufen.“ CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER