WIE ICH ES SEHE

Zu guter Letzt: Fürchtet euch nicht!

von Redaktion

Nun endet schon das zweite Jahrzehnt dieses neuen Jahrhunderts. Werden die kommenden Zwanziger-Jahre nur Krisen und Abstieg bringen? Man könnte es meinen nach all den Tatarenmeldungen, die wir täglich hören und lesen müssen. Dabei geht es uns gut. Im Durchschnitt gesehen sind wir in den letzten 70 Jahren langlebiger, gesünder, wohlhabender, freier und glücklicher geworden, auch sicherer, weil es weniger Kriege gab. Und das nicht nur im Westen, sondern weltweit.

Natürlich gibt es keine Garantie, dass diese Entwicklung so weitergeht. Es liegt an der Natur der Menschen, dass viel mehr Dinge falsch laufen können als richtig. Der Fortschritt aber kam, weil seit der Aufklärung und besonders seit dem Zweiten Weltkrieg, die besseren Seiten unserer zwiespältigen Natur aktiviert worden sind: Vernunft, Wissenschaft, liberale offene Demokratie, Geltung der Menschenrechte, ein fester Ordnungsrahmen für die freien Märkte, Pressefreiheit und Institutionen, die die internationale Zusammenarbeit sichern.

Die Medien zeigen plötzliche Ereignisse in Schlagzeilen. Die meisten dieser Meldungen sind schlecht: Irgendwo beginnt ein Krieg, ein Amoklauf endet in einer Schießerei, eine Epidemie bricht aus, ein Wirtschaftsskandal führt zu einem finanziellen Zusammenbruch – und so weiter.

Die meisten guten Dinge dagegen sind entweder keine berichtenswerten Ereignisse wie Freiheit von Krieg oder Hungersnot oder sie entwickeln sich sehr langsam über Jahre wie der Rückgang von Armut, Unbildung und Krankheit. Das alles steht kaum in der Zeitung.

Täglich hören wir von der Klimakatastrophe. Unverantwortlich wäre es, sich zurückzulehnen, weil alles schon gut gehen wird und nicht so schlimm ist. Ebenso unverantwortlich aber ist es, den Untergang der Menschheit auf einer immer heißeren Erde an die Wand zu malen. Der Einsatz von „schmutziger Kohlenstoffenergie“ geht zurück, nicht nur durch eine höhere Bepreisung. Viel mehr aber wird es darauf ankommen, saubere Energie günstiger und brauchbar zu machen. Die Verteuerung von schmutziger Energie führt – wie in Frankreich und Schweden zu besichtigen – zu einem schnellen Ausbau von CO2-freier Kernenergie. Was wir vor allem brauchen auf lange Sicht ist ein technologischer Durchbruch bei der Speicherung von Energie aus Wind und Sonne, von Bioenergie und vor allem die Entwicklung von Fusionsreaktoren auf Wasserstoff-Basis, wie in England zurzeit schon zwei im Bau sind. Durch sie kann das Energieproblem endgültig gelöst werden.

Pessimismus ist keine Lebenshaltung. Es gilt positiv in die Zukunft zu blicken. Die größte Gefahr der Menschheit bleibt der Verlust der Freiheit des Lebens und des Forschens, der Rückfall in eine Zeit vor der Aufklärung. Es gehört Mut dazu, der Wahrheit ins Auge zu schauen. Denn Wahrheit kann anblicken als strahlende, beschwingende Göttin und ebenso das Gesicht der versteinernden Gorgo tragen. Ihr zu dienen ist daher nicht leicht. Beginnen wir das neue Jahr mit Goethes Wort: „Nur Verstand und Redlichkeit helfen, es führen die beiden Schlüssel zu jeglichem Schatz, welchen die Erde verwahrt.“

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VON DIRK IPPEN

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