München – Angela Merkel überlässt in diesem Jahr dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron die Bühne auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Die Kanzlerin bleibt ihrem Prinzip treu, nur jedes zweite Jahr nach München zu kommen. Dafür bekommt Macron am Samstag den großen Auftritt. Das ist politisch durchaus gewagt, schließlich hatte es zwischen Frankreich und Deutschland zuletzt mehrfach Meinungsverschiedenheiten geben. Statt Merkel wird Annegret Kramp-Karrenbauer auf Macron antworten.
Die Gästeliste für das Treffen vom 14. bis 16. Februar ist wie immer prominent: Für viel Aufmerksamkeit dürfte der Auftritt der US-Demokratin Nancy Pelosi sorgen – die Sprecherin des Repräsentantenhauses gilt derzeit als wichtigste Gegenspielerin von Präsident Donald Trump (siehe oben). Dessen Kabinett ist mit den Ministern Mike Pompeo (Außen) und Mark Esper (Verteidigung) vertreten. Pelosi wird sich nach der Eröffnung durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Freitag das Podium mit Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble teilen. Der Titel „Die Rolle der Parlamente in der Verteidigung des Westens“ darf durchaus als Statement gewertet werden. Generell bemühen sich die Veranstalter aber, beide Seite der zerstrittenen US-Politik zu Wort kommen zu lassen – die Besetzung der US-Delegation sei ausgewogen, heißt es. Siko-Chef Wolfgang Ischinger hat sich allerdings mit US-Botschafter Richard Grenell schon mehrfach öffentlich auf Twitter gezofft.
Wie immer wird es im „Bayerischen Hof“ viele Gesprächsrunden geben, die hierzulande keine Rolle spielen – in anderen Teilen der Welt aber eine große. Erstmals kommen Japans Außen- und Verteidigungsminister nach München – mit 100 Journalisten im Schlepptau. Auch aus Südkorea haben sich 30 Pressevertreter angemeldet, denn erstmals nimmt Nordkorea an der Konferenz teil. Am Samstagabend sitzen Vertreter beider Koreas auf einer Bühne – moderiert von Sigmar Gabriel.
Die Siko-Organisatoren plagen sich eine Woche vor der Konferenz aber noch mit ganz anderen Problemen: Da erneut eine größere Delegation aus China erwartet wird (2019: rund 100 Mitglieder), rüstet man sich mit Notfallplänen für ein mögliches Auftreten des Coronavirus. Ein Sprecher: „Wir spielen gerade alle Szenarien durch, um gewappnet zu sein.“ MIKE SCHIER