Facebook löscht täglich eine Million gefälschte Accounts

von Redaktion

Mark Zuckerberg berichtet auf der Sicherheitskonferenz, wie sein Unternehmen gegen Manipulation vorgeht

München – Er wirkt immer noch wie der 20-jährige Student, der in seinem Studentenwohnheim einst an einem Computer-Netzwerk bastelte, das die Welt verändert hat. Heute sitzt der mittlerweile 35-jährige Mark Zuckerberg wie selbstverständlich auf dem Podium der Sicherheitskonferenz, auf Augenhöhe mit den mächtigsten Staatenlenkern. Siko-Chef Wolfgang Ischinger begrüßte den Facebook-Chef folgerichtig mit den Worten: „Wenn Facebook ein Staat wäre, wären sie Präsident des größten Landes der Welt.“ Facebook hat rund 2,5 Milliarden Nutzer.

Wie wichtig auch Politiker und Militärs den Einfluss der sozialen Netzwerke nehmen, zeigte das enorme Interesse am Auftritt des Internet-Gurus: Der Konferenzsaal im Bayerischen Hof platzte aus allen Nähten, selbst die Treppen waren dicht besetzt.

Zuckerberg spielt die politische Macht seines Internet-Reichs gerne herunter, aber gegenüber früheren Auftritten auf der politischen Bühne hat er hinzugelernt. Er nutzte die Aufmerksamkeit in München, um hervorzukehren, wie sehr sein Unternehmen inzwischen gesellschaftliche Verantwortung übernehme: Facebook stecke Milliarden in den Kampf gegen Propaganda-Kampagnen und Hass-Reden. Das Budget dafür sei in diesem Jahr höher als der Umsatz des gesamten Unternehmens beim Börsengang im Mai 2012. Facebook hatte damals Erlöse von gut 3,7 Milliarden Dollar erwirtschaftet.

35 000 Mitarbeiter setze Facebook für diese Arbeit an der Sicherheit ein. Vor allem aber werde die Künstliche Intelligenz immer besser. So würden 99 Prozent der Propaganda von Terrororganisationen wie dem IS oder El Kaida sofort von den KI-Systemen entdeckt und entfernt. Jeden Tag lösche Facebook rund eine Million gefälschte Accounts, über die die öffentliche Meinung manipuliert werden könnte – die meisten unmittelbar nach der Einrichtung.

Zuckerberg räumte ein, dass auch die Gegenseite aufrüste. Problematisch sei zudem, dass die Eingriffe in Wahlen nicht nur, wie 2016 bei der US-Präsidentschaftswahl, aus dem Ausland kämen, sondern inzwischen auch von Akteuren im Inland, etwa Parteien. „Wir können nicht mehr einfach sagen, jemand aus einem anderen Land darf sich nicht beteiligen.“

Doch Zuckerberg zeigte sich „relativ stolz“ auf die Fortschritte seines Unternehmens im Kampf gegen solche Attacken – was sich etwa bei der Europawahl bewiesen habe, wo alle Cyber-Angriffe erfolgreich abgewehrt worden seien. Beim Thema Hass-Reden seien die Fortschritte noch größer denn: „Die, die die Hass-Reden verbreiten, werden nicht intelligenter – die KI-Systeme schon.“ Die Technik müsse dabei so gut sein, dass sie denjenigen, der das Video eines Anschlags verbreitet, weil er ihn verurteilt, von Terror-Propaganda unterscheiden könne.

Zuckerberg verwies auf Forschungen, wonach die sozialen Medien nicht schuld seien an der zunehmenden Polarisierung in der Gesellschaft. Für die staatliche Regulierungen zeigte er sich zwar offen, betonte aber auch, dass Regeln wie für eine Zeitung für Facebook nicht gelten dürften – um wie ein Verlag für alle Inhalte rechtliche Verantwortung übernehmen zu können, dafür seien die Datenmengen im weltweiten sozialen Netzwerk einfach zu groß.

Firmen wie seine sollten nicht entscheiden, was falsch und was richtig sei, die Regeln dafür müssten die Regierungen aufstellen. Wie schwierig das wirklich ist, zeigte der nächste Gast am Siko-Podium auf: Microsoft-Präsident Brad Smith sprach von den Problemen seines Unternehmens in China: „Wir verkaufen dort nicht unsere Gesichtserkennungstechnik“, die Massenüberwachung möglich mache. Aber Microsofts Suchmaschine beugt sich in China sehr wohl der Zensur, wie Brad Smith einräumen musste. Präsenz in China sei für seinen Konzern eben wichtig. KLAUS RIMPEL

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