München – Es gibt eine Frage, die stellen sich derzeit viele Menschen, die sich mit Husten, Fieber und Schnupfen plagen: Ist das eine banale Erkältung, eine echte Grippe – oder vielleicht gar das neue Coronavirus? „Nur an den Symptomen können sie das als Laie nicht unterscheiden“, sagt Privatdozent Dr. Christoph Spinner, Infektiologe am Klinikum rechts der Isar in München. Das gelte vor allem zu Beginn, bestätigt auch Prof. Johannes Bogner, Infektiologe am Klinikum der LMU München. Zu den Symptomen zählten dann oft Halsschmerzen, allgemeine Beschwerden wie ein Schwächegefühl, teils erhöhte Temperatur oder mittleres bis hohes Fieber. Dazu können Husten, Kopf- und Gliederschmerzen kommen, seltener auch mal Schnupfen.
Wann sollte man dann auf Sars-CoV-2 testen?
„Bei einem begründeten Verdacht“, sagt Spinner – wenn also jemand aus einem Risikogebiet (siehe auch: www.rki.de/covid-19-risikogebiete) zurückgekehrt ist und innerhalb der ersten 14 Tage solche Symptome entwickle. Oder auch nach einem Kontakt mit einem gesichert Erkrankten. In sogenannten „Sentinelpraxen“, die sich bereits an der Überwachung der Influenza-Aktivität beteiligen, soll jetzt laut Robert-Koch-Institut auch auf das neue Coronavirus getestet werden – um einen besseren Überblick zu bekommen. So rechnen viele Experten damit, dass es auch in Deutschland bereits versteckte „Cluster“ Infizierter gibt. Das hält auch Infektiologe Bogner für wahrscheinlich. „Wir tappen hier im Dunkeln“, sagt er – warnt aber vor Panik.
Was genau sollte man bei einem Verdacht tun?
Bloß nicht einfach zum Hausarzt oder in die nächste Klinik gehen, um andere Patienten nicht zu gefährden! Lassen Sie sich vorher telefonisch beraten, wie Sie weiter vorgehen sollen, etwa bei der Hotline des bayerischen Landesgesundheitsamtes unter Tel. (09131) 6808-5101 oder auch bei Ihrem Hausarzt.
Wie verläuft eine Sars-CoV-2-Infektion?
Sehr unterschiedlich. Kinder zeigten kaum Symptome, sagt Spinner. Am häufigsten erkrankten Erwachsene mittleren Alters, viele aber wohl mit mildem Verlauf. Zu Komplikationen komme es am häufigsten bei Menschen mit Vorerkrankungen und bei älteren Menschen. „Die wichtigste Botschaft ist: Das Virus ist nicht gefährlicher als eine Influenza“, sagt Bogner. Der Unterschied bestehe vor allem in einer längeren Inkubationszeit: Infizierte sind länger für andere ansteckend als bei einer Grippe, nämlich bis zu 14 Tage. Auch Spinner warnt vor Panik. Die Sterblichkeit durch das neue Corona-Virus liege eher im Bereich einer Influenza, an der allerdings jedes Jahr einige tausend Menschen sterben.
Gibt es Arzneien, die gezielt gegen das neue Corona-Virus helfen?
Spezifisch gegen Sars-CoV-2 zugelassene Arzneien gibt es Bogner zufolge nicht. Bei einem schweren Verlauf würde er Betroffenen den experimentellen Einsatz von „Proteaseinhibitoren“ vorschlagen, wie sie gegen HIV angewendet werden. Infrage komme auch der Ebola-Wirkstoff „Remdesivir“ – allerdings noch nicht auf dem freien Markt verfügbar. Gamma-Interferone als Spritze wirken antiviral.
Was genau passiert bei einem schweren Verlauf?
Das Corona-Virus befällt die Schleimhautzellen der Atemwege und zerstört sie. Bei einem schweren Verlauf betrifft das auch die Lunge: Es kommt zu einer Lungenentzündung – seltener zu einem Versagen der Lunge und weiterer Organe bis hin zum Tod. Patienten mit einer Lungenentzündung haben oft Atemnot, werden daher beatmet. Sie bekommen Mittel, die entzündungshemmend wirken, die die Bronchien erweitern sowie das Herz-Kreislauf-System unterstützen.
Wie kann man sich schützen?
Man sollte wenigstens eineinhalb Meter Abstand zu anderen halten, rät Experte Bogner. Das heißt also: Menschenmengen besser meiden. Wer an schweren Vorerkrankungen leidet, sollte auch eher auf öffentliche Verkehrsmittel verzichten, empfiehlt Spinner. Oder dann tatsächlich mal zu einem Mund-Nasen-Schutz greifen – als generelle Schutzmaßnahme für alle halten das aber beide Experten für übertrieben. Wer einen Atemwegsinfekt, egal welcher Art hat, kann mit so einem einfachen Mund-Nasen-Schutz jedoch andere Menschen vor einer Ansteckung schützen. Was aber am wichtigsten ist: Sich häufiger die Hände waschen und auch mal desinfizieren. Und: Wer niesen muss, sollte sich dabei wegdrehen und in die Armbeuge niesen – und nicht in die Hand, rät Spinner.