Spahn: „Wir stehen am Beginn einer Epidemie“

von Redaktion

Kreis Heinsberg: Infektionsketten unklar – Schulen und Kitas geschlossen – Ein Patient weiter in kritischem Zustand

Berlin – Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erwartet eine deutlich stärkere Verbreitung des neuartigen Corona-Virus in Deutschland. „Wir befinden uns am Beginn einer Corona-Epidemie“, sagte Spahn in Berlin. „Die Infektionsketten sind teilweise – und das ist eine neue Qualität – nicht nachzuvollziehen.“

Spahn forderte die Bürger zu besonderer Wachsamkeit auf. „Wir empfehlen der Bevölkerung, nicht hinter jedem Husten eine Coronainfektion zu vermuten“, sagte er. Er fordere die Bürger aber ausdrücklich auf, „dass Sie Ihren Hausarzt anrufen und die Behandlung abklären, wenn innerhalb von 14 Tagen nach Reisen in Gebiete, in denen Infektionen vorgekommen sind, Fieber, Husten oder Atemnot sich entwickeln – oder wenn Sie Kontakt hatten mit Personen, die in diesen Gebieten gewesen sind“.

Seit Dienstagabend sind neun neue Fälle bestätigt worden: einer in Rheinland-Pfalz, vier in Nordrhein-Westfalen und vier in Baden-Württemberg. Ein 25-jähriger Infizierter in Baden-Württemberg steckte sich vermutlich bei einer Mailand-Reise an. Er soll nun auch seine Partnerin, 24, und deren Vater, 60, der Oberarzt einer Uni-Klinik ist, infiziert haben. Ein 32-Jähriger war ebenfalls in Italien unterwegs.

Komplex gestaltete sich die Lage in NRW. Dort führten die beiden Infektionen zu umfangreichen Maßnahmen, weil das Ehepaar „zwei Wochen am gesellschaftlichen Leben teilgenommen“ habe, sagte Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) – auch im Karneval. Zahlreiche Kontaktpersonen müssten daher in häusliche Quarantäne, um die Infektionskette zu unterbrechen.

Die Frau, 46, sei Kindergärtnerin, weswegen alle Kinder aus dem Kindergarten sowie deren Eltern zu Hause bleiben müssen. Zudem habe das Ehepaar zwei schulpflichtige Kinder. Bislang zeigten diese keine Symptome. Das Paar suchte zwei Arztpraxen auf, der Mann, 47, sei in der Kölner Universitätsklinik gewesen. Er ist schwer erkrankt und wird beatmet.

Eine Mitarbeiterin des Mannes und deren Lebensgefährte sind ebenfalls infiziert, wie gestern am späten Abend bekannt wurde. Darüber hinaus unternahm das Ehepaar jüngst noch einen Kurzurlaub in die Niederlande. Noch ist völlig unklar, wo es sich angesteckt hatte. Seit Mittwoch sind alle Schulen und Kindergärten im betroffenen Landkreis Heinsberg geschlossen.

Auch ein Bundeswehrsoldat der Flugbereitschaft war in privatem Kontakt mit dem infizierten Mann, wie die Luftwaffe mitteilte. Er hatte zwar keine Symptome, wurde aber als Kontaktperson im Bundeswehr-Krankenhaus Koblenz auf eine Infektion getestet. Die wurde am Abend festgestellt.  mm

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