Touristen in Angst: 80 Prozent weniger Buchungen für Rom

von Redaktion

Diskriminierung und Betrügereien nehmen in Italien stark zu – Auch der Vatikan reagiert auf die Virus-Ausbreitung

Rom – Auch eine knappe Woche nach Entdeckung der zwei Infektionsherde in der Lombardei und in Venetien hält das Coronavirus Italien in Schach. 400 Ansteckungsfälle wurden bis Mittwoch registriert; zwölf ältere Menschen mit schweren Vorerkrankungen starben.

Doch nicht nur Lombarden und Veneter haben es dieser Tage schwer, insbesondere Chinesen berichten von Diskriminierungen. Da gab es etwa den Fall eines 30-jährigen Chinesen, der beim Betreten einer Tankstellen-Bar in Cassola bei Vicenza angegriffen wurde. Der Barmann soll ihm eine Bierflasche über den Kopf geschlagen und gesagt haben: „Du hast das Coronavirus und kannst hier nicht rein.“ Der 30-Jährige zeigte die Tat an. Im Internet kursieren zudem Videos von chinesischen Touristen, die wegen ihrer Herkunft wüst beschimpft wurden.

China und Italien sind geschäftlich eng verbunden. Tausende Chinesen sind unter oft unmenschlichen Bedingungen etwa in der Modebranche tätig, beispielsweise bei Neapel, Rom und Florenz. Zu den wirtschaftskräftigen Regionen im Norden sind die Beziehungen besonders intensiv. Die italienische Regierung verfügte am 31. Januar ein nur bedingt wirksames Landeverbot für Flugzeuge aus China, da Reisende weiterhin über Zwischenstopps nach Italien gelangen konnten. Nach der offiziellen Lesart sei das Virus auf diese Weise eingeschleppt worden.

Die Angst hat auch Kleinkriminelle auf den Plan gerufen. In der Lombardei und in Venetien wurden etwa falsche Krankenpfleger ausgemacht, die von Haustür zu Haustür für Rachenabstriche vagabundierten und in Wahrheit Wertgegenstände raubten. Bei Grosseto boten Betrüger Senioren die Desinfektion von Bargeld an, das diese dann nicht mehr wiedersahen. Im Internet werden knapp gewordene Desinfektionsgels und Atemmasken zu Wucherpreisen feilgeboten.

Die Tourismusbranche in Rom und andernorts kämpft unterdessen mit zahlreichen Absagen. Allein in Rom sind die Reservierungen um satte 80 Prozent gesunken. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Bei der Audi-Tochter Italdesign mussten rund 1000 Mitarbeiter wegen eines infizierten Kollegen zeitweise zuhause bleiben. Auch die katholische Kirche hat auf die Virus-Ausbreitung reagiert: Die Generalaudienz von Papst Franziskus fand am Mittwoch auf dem Petersplatz statt in der geschlossenen Audienzhalle statt. Hier sei „die notwendige Frischluftzufuhr“ gegeben, hieß es. Für die christlichen Katakomben in Rom, Neapel, auf Sizilien oder in der Toskana sei dies nicht zu garantieren. Sie wurden geschlossen. In Neapel empfahl die Kurie, während der Messen auf das „Zeichen des Friedens“, also Handschlag oder Mundkommunion, zu verzichten. J. MÜLLER-MEININGEN

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