Hanauer Täter wegen Falschparkens kontrolliert

von Redaktion

Staatsschützer informieren den Innenausschuss des Bundestags – Grüne kritisieren späten Zugriff der Polizei

Berlin – Der Todesschütze von Hanau war etwa eine Stunde vor Abgabe des ersten Schusses wegen Falschparkens kontrolliert worden. Wie Teilnehmer einer nicht-öffentlichen Sondersitzung des Innenausschusses des Bundestages am Donnerstag in Berlin berichteten, stand sein Auto in der Nähe des ersten Tatorts. Er habe bei der Kontrolle nicht aggressiv reagiert und sein Fahrzeug schließlich an einer anderen Stelle geparkt, erfuhren die Teilnehmer demnach von Generalbundesanwalt Peter Frank.

Hinweise über Mitwisser oder Unterstützer gebe es bislang nicht, berichteten die Abgeordneten. Allerdings warteten die Ermittler noch auf Auskünfte des FBI zu möglichen Kontakten von Tobias R. während einer US-Reise im November 2018.

Die Tat selbst dauerte offenbar nur zwölf Minuten. Die Abgeordneten berichteten unter Berufung auf Frank, der Attentäter habe um 21.58 Uhr zuerst einen Menschen auf der Straße erschossen. Dann sei er geflohen und habe unterwegs einen zweiten Menschen getötet, bevor er weiter zur Bar „Midnight“ fuhr und dort vier Schüsse durch die Tür abgab. An diesem Tatort sei ein Mensch gestorben, hieß es. Als er weiterfuhr, tötete der Mann einen weiteren Menschen. Im Vorraum eines Kiosks habe er dann vier Menschen erschossen. In der benachbarten „Arena Bar“ gab es demnach einen Toten und mehrere Verletzte.

Um 22.10 Uhr sei der Todesschütze dann mit dem Auto zur Wohnung seiner Eltern gefahren. Dort soll sein Auto – nach Auswertung einer Video-Aufnahme und Kennzeichen-Abfrage – um 23.10 Uhr festgestellt worden sein. Wie ein Abgeordneter berichtete, klingelte die Polizei erst an der Tür. Dann sei eine Drohne losgeschickt worden, um durch das Fenster schauen zu können. Das Spezialeinsatzkommando sei um 3.03 Uhr in die Wohnung eingedrungen, berichteten mehrere Sitzungsteilnehmer. Die Mutter, die zuletzt pflegebedürftig gewesen war, sei tot im Wohnzimmer gelegen. Die Leiche von Tobias R. sei am Kellerabgang gefunden worden. Die Grünen fragten, warum es so lange gedauert habe, bis die Polizei zugriff.

Die Abgeordneten erfuhren, der Todesschütze habe insgesamt 52 Schuss abgegeben. Im Wagen lagen noch 18 weitere Patronen. In einem Rucksack in seinem Zimmer fanden Ermittler demnach später noch 350 Patronen. Der 43-jährige Tobias R. besaß eine Waffenerlaubnis. Abgeordnete der Union regten an herauszufinden, ob die Vorschriften zur Überprüfung von Waffenbesitzern in den Ländern richtig umgesetzt werden.

Die Bundeskonferenz der Migrantenorganisationen schrieb in einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), ein Viertel der Bevölkerung habe einen Migrationshintergrund und fürchte nun „um seine Unversehrtheit, um seine Zukunft und die seiner Kinder“. Sie forderte mehr Teilhabe für Menschen mit Einwanderungsgeschichte. Im Bundeskabinett sitze kein einziger Politiker, der eigene Erfahrungen mit Rassismus habe.

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