Mainz – In der preisgekrönten ZDF-Comedy „Götter wie wir“ kehrt Jesus auf die Erde zurück und stellt sich im Vatikan vor. „Wie war der Name nochmal?“, fragt ihn ein Bischof. Der Besucher muss erst mal Wasser in Wein verwandeln, bevor ihm geglaubt wird – wobei der Bischof ihm vorhält, statt des angekündigten Chianti einen Lambrusco serviert zu haben. Ein herbeigerufener Kardinal macht dem Heiland sodann klar, dass er besser wieder verschwinden kann – sein Erscheinen würde viel zu viel Unruhe in die Kirche bringen…
Viele können in dieser Satire die Wirklichkeit einer Amtskirche wiedererkennen, die sich von ihren Ursprüngen weit entfernt hat und am liebsten alles beim Alten belässt. Erst als Folge des Missbrauchsskandals und auf massiven gesellschaftlichen Druck hin haben sich die deutschen Bischöfe dazu durchgerungen, einen Reformprozess einzuleiten.
Als Antreiber bei diesem Synodalen Weg galt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx. Doch der steht überraschend nicht mehr für eine zweite Amtszeit zur Verfügung. Deshalb müssen die Bischöfe morgen bei ihrer Frühjahrs-Vollversammlung in Mainz einen Nachfolger finden.
Offizielle Kandidaten gibt es nicht. Persönlicher Ehrgeiz? Dazu bekennt man sich hier noch weniger als anderswo. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick stellte klar: „Die Bischofskonferenz wählt nach Anrufung des Heiligen Geistes ohne Personaldebatte. So war es jedenfalls bisher.“
Zum Verfahren: Es ist eine geheime Wahl. Jeder kann einen Namen auf den Stimmzettel schreiben. In den ersten beiden Wahlgängen ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit nötig, ab dem dritten Wahlgang reicht die absolute Mehrheit. Jeder der 27 Diözesanbischöfe kann gewählt werden. Insgesamt sind 69 Bischöfe wahlberechtigt.
Inoffiziell werden ein paar Favoriten gehandelt. Darunter ist der Berliner Erzbischof Heiner Koch. Der joviale Rheinländer wäre nach Einschätzung von Kirchenkennern ein guter Vermittler zwischen Reformern und Bremsern. Auch hätte er als ehemaliger Kölner Weihbischof gute Kontakte ins größte deutsche Bistum, wo mit Kardinal Rainer Maria Woelki der mächtigste Reformgegner sitzt.
Da Marx seinen Rückzug mit seinem Alter – er ist 66 – begründet hat, rücken von selbst die Jüngeren ins Visier und damit zum Beispiel der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer (58), der Limburger Georg Bätzing (58) und der Mainzer Peter Kohlgraf (52). Gegen sie könnte sprechen, dass sie alle erst seit wenigen Jahren im Amt sind. Ein Veteran ist dagegen der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck (55), dem auch intellektuelles Format zugesprochen wird. Allerdings gilt er als einer der entschlossensten Reformer, was der strukturkonservativen Herrenrunde in Rot und Lila vielleicht schon wieder zu weit gehen könnte.
Einige Bischöfe wünschen sich auch, dass der nächste Vorsitzende nicht mehr so robust auftritt wie Marx. „Unabhängig von Personen sollten wir überlegen, dieses Amt ein Stück weit abzuspecken“, sagte der Mainzer Bischof Kohlgraf. Ob allerdings ein reiner Vermittler in der derzeitigen Situation der Richtige wäre, wird von anderen bezweifelt. Denn diesmal soll der Reformprozess ja gerade kein unverbindlicher Dialog bleiben. CHRISTOPH DRIESSEN