Die Jagd nach dem Gegenmittel

von Redaktion

Die Welt sucht nach Medikamenten und einem Impfstoff gegen das Virus – Hoffnungen liegen auf Deutschland

München – Es ist ein Rennen gegen die Zeit, bei dem jeder Tag Leben kostet. Die Welt sehnt ein Mittel herbei, das das Coronavirus unschädlich machen kann, und Forscher auf dem gesamten Planeten arbeiten mit Hochdruck daran. Zum Beispiel bei der US-Firma Moderna, die bereits einen Impfstoff-Test an einer Freiwilligen durchgeführt hat. Dennoch rechnet das Biotech-Unternehmen frühestens in einem Jahr damit, einen marktreifen Impfstoff zu haben. Im ersten Schritt geht es nämlich nur darum, wie der menschliche Körper das Mittel verträgt. Erst danach folgen Studien zur Wirksamkeit.

Auch Deutschland investiert in die Bekämpfung des Virus. 145 Millionen Euro bekommt das Forschungsministerium für die Entwicklung von Behandlungen, hat der Bundestag beschlossen. „Es gibt dabei drei Schwerpunkte“, sagt der Münchner Abgeordnete Wolfgang Stefinger (CSU), der im Forschungsausschuss sitzt. Der erste Pfeiler ist die virologische Forschung. „Dabei geht es darum, das Virus zu verstehen“, sagt Stefinger. Der zweite Schwerpunkt liege darauf, bereits bestehende Mittel zu untersuchen. „Es wird also getestet, ob Medikamente gegen Ebola, HIV, Sars, Mers oder die virale Grippe das Virus blockieren können.“ Auch Abwehrreaktionen des Körpers werden erforscht.

Der dritte Forschungsschwerpunkt liegt auf der Suche nach einem Impfstoff, der gesunde Menschen gegen das Virus immun macht. „Dabei laufen gerade insgesamt 39 Projekte“, sagt Stefinger. Sechs davon gelten als vielversprechend. Sie werden im Rahmen der internationalen CEPI-Initiative unterstützt, bei der Deutschland und Norwegen die größten Geldgeber sind.

Die vom Bundestag freigelegten 145 Millionen Euro fließen dort hinein. „Am Geld wird es nicht scheitern“, sagt Stefinger. Und auch was das Know-how angeht, sei man hierzulande gut aufgestellt. „Wir merken, dass Deutschland einen immensen Vorsprung hat“, sagt Stefinger. In den vergangenen Jahren habe man sich zudem ein Netzwerk mit Ländern wie Norwegen, Großbritannien, Kanada, Israel, Südkorea, den USA oder China aufgebaut.

Neben dem Mainzer Unternehmen BioNTech (siehe Bayernteil), das intensiv an einem Impfstoff forscht, ruhen die Hoffnungen vor allem auf den Forschern der Tübinger Firma CureVac, deren Hauptaktionär der Milliardär Dietmar Hopp ist. „Bei positivem Verlauf könnten wir ungefähr im Frühsommer mit klinischen Tests beginnen“, sagte der SAP-Gründer und Mäzen des Fußball-Bundesligisten Hoffenheim jüngst der „Bild“. „Wir wären also in der Lage, den Impfstoff im Herbst zu liefern.“ Nachdem Gerüchte die Runde machten, US-Präsident Donald Trump wolle sich die Arbeit der Tübinger exklusiv für die USA sichern, sagte die EU der Firma zu, sie bei der Entwicklung mit Krediten bis zu 80 Millionen Euro zu unterstützen.

Allerdings sind nicht alle so optimistisch wie Milliardär Hopp. Das Robert-Koch-Institut dämpft Hoffnungen auf einen baldigen Impfstoff. „Ich persönlich schätze es als realistisch ein, dass es im Frühjahr 2021 sein wird“, sagt Präsident Lothar Wieler. Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU) mahnt ebenfalls zu Geduld. Und auch Stefinger findet: „Es geht zwar um Schnelligkeit, aber wir können deshalb nicht auf wichtige Tests verzichten.“ Niemandem sei geholfen, wenn es einen Impfstoff gebe, dessen Nebenwirkungen neue Erkrankungen mit sich bringen. Es brauche Zeit, bis ein Impfstoff gefunden ist. „Das kann in zwölf Monaten so weit sein oder erst in 18 Monaten.“ SEBASTIAN HORSCH

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