München – Die derzeitige Verunsicherung der Menschen zeigt sich besonders beim Blick in den Supermarkt. Da wo sonst Klopapier, Nudeln und Konserven zu finden sind, herrscht nun nicht selten gähnende Leere. Schuld daran sind die extremen Hamsterkäufe. Die Nerven liegen in Teilen der Republik blank. In Mannheim kam es am Mittwoch beim Streit um Klopapier sogar zu einer Schlägerei zwischen einem Mitarbeiter und einem Kunden.
Gerade für ältere Menschen, die zur Corona-Risikogruppe gehören, kann die Situation Probleme mit sich bringen. Die leeren Regale zwingen sie oft dazu, zu weiteren Filialen zu gehen – und sich damit einem erhöhten Infektionsrisiko auszusetzen. Erste Länder haben nun gesonderte Einkaufszeiten für Senioren und andere Risikogruppen eingeführt und gleichzeitig manche Warenmengen pro Kunde limitiert.
Australien reagiert sowohl mit gesonderten Öffnungszeiten als auch mit Warenrationierungen auf die Hamsterkäufe. Seit Dienstag sind die Filialen von Coles und Woolworth ab 7 Uhr morgens für einige Stunden ausschließlich für Senioren geöffnet, die dem Kampf um knapper werdende Waren nicht mehr gewachsen waren, so das Unternehmen. Zudem begrenzte Coles den Verkauf von Toilettenpapier auf ein Paket und von Waren wie Nudeln, Reis, Küchenrollen oder Tiefkühlkost auf zwei Pakete pro Person. Auch in Argentinien und Norwegen wurden eigene Öffnungszeiten für ältere Kunden eingerichtet. In Norwegen stehen dann vor manchen Läden sogar Gemeindemitarbeiter und achten darauf, dass kein anderer das Geschäft betritt.
Ähnlich in Nordirland: Die britische Supermarktkette Iceland bietet den über 65-Jährigen in 27 Filialen ein Zeitfenster zwischen 8 und 9 Uhr an, in dem nur sie einkaufen dürfen. Auch beim deutschen Discounter Lidl gibt es in Nordirland bereits Ausnahmen für Ältere.
Anders handhaben es Lidl Deutschland sowie die anderen großen deutschen Supermarktketten. Sie planen derzeit weder Sonderöffnungszeiten für Senioren noch eine Regulierung der Kaufmengen einzelner Produkte. Das erfuhr unsere Zeitung auf Nachfrage bei Lidl, Aldi Süd, Netto, und Rewe. Lediglich Edeka Südbayern gab an, das die Abgabe von Produkten nur in haushaltsüblichen Mengen geschehe. In einzelnen Filialen werde beispielsweise nur eine Packung Klopapier pro Kunde verkauft. Auch bei der Drogeriekette dm werden sehr nachgefragte Artikel nur noch in haushaltsüblichen Mengen abgegeben. Alle Unternehmen betonen aber, dass es sich hierbei nur um den aktuellen Stand handelt und man die Situation täglich neu bewerte.
Auch planen die Ketten derzeit nicht, ihre regulären Öffnungszeiten zu verlängern oder sonntags zusätzlich zu öffnen. Damit sollen vor allem die Mitarbeiter geschont werden, die momentan eh am Kraftlimit arbeiten würden. Außerdem werden nun vor allem Kassierer zusätzlich geschützt: Bei Rewe sitzen sie künftig in den Filialen in Bayern hinter 1,5 Meter hohen Plexiglasscheiben. Auch in Baumärkten kommen die Schutzscheiben zum Einsatz. Außerdem werden Kunden dazu angehalten, Abstand zu halten und nach Möglichkeit kontaktlos zu bezahlen.