München – Tumult an Bayerns AfD-Spitze: Jürgen Steinhäuser, der seit Herbst vergangenen Jahres Beisitzer im Landesvorstand war, hat alle Ämter niedergelegt und ist aus der Partei ausgetreten. Sein Austrittsschreiben liegt unserer Zeitung vor. Er selbst wollte sich auf Anfrage nicht näher dazu äußern.
Aus Parteikreisen heißt es, Steinhäuser habe vor allem der zunächst schlingernde Kurs der AfD in der Corona-Krise gestört. Das Schreiben liest sich allerdings wie eine Generalabrechnung.
„Die AfD ist in ihren Kernstrukturen keinen Deut besser oder anders als alle anderen Parteien“, schreibt der Unternehmer aus dem Kreis Dachau. Es gebe „Machtkämpfe und Intrigen“, bei denen es nur um die „eigenen Posten“ gehe. Weiter klagt Steinhäuser über zu viel Selbstbeschäftigung und kritisiert, dass „ewig Gestrige“ wie Björn Höcke oder Andreas Kalbitz nicht längst aus der Partei geworfen wurden. Erst wenn die „politisch Radikalen, die Besserwisser, die Karriere- und Postengeilen sowie die ständigen Nörgler und Querulanten“ die AfD verlassen hätten, gehe es aufwärts.
Den Parteivorstand hat Steinhäusers Austritt kalt erwischt. Die Kritik am zögerlichen Corona-Kurs sei in Teilen berechtigt, heißt es. Allerdings gab es wohl auch persönliche Probleme, vor allem mit Vize-Landeschef Hansjörg Müller. Er taucht in Steinhäusers Schreiben auch namentlich auf. Müller drehe derzeit „völlig durch“, heißt es dort. „Ich kann und will mit solchen Menschen nicht in einer Partei sein.“
Tatsächlich hängt der Bundestagsabgeordnete in der Corona-Krise öffentlich Verschwörungserzählungen an und bringt das Virus etwa in Verbindung mit dem Computer-Milliardär Bill Gates. Inzwischen fährt auch die Gesamtpartei einen harten Abgrenzungskurs zur Regierung. Bayerns Landtagsfraktion fordert einen Untersuchungsausschuss, der aber jene Maßnahmen prüfen würde, die sie selbst mitgetragen hat. An Steinhäusers Entscheidung ändert der Kurswechsel nichts. M. MÄCKLER