Die Spaltung rückt näher

von Redaktion

KOMMENTAR

Lässt er sich also doch stutzen, der „Flügel“. Andreas Kalbitz, einer der Aushänge-Völkischen in der AfD, ist aus der Partei geflogen. Die Entscheidung war so knapp wie überraschend, weil die rechtsextreme Gruppierung die Restpartei lange nach Belieben vor sich hertrieb. Vor allem aber ist sie riskant, weil sie das Zeug hat, jenes Beben auszulösen, das die AfD-Spitze – und besonders Kalbitz’ politischer Ziehvater Alexander Gauland – stets verhindern wollten: die Spaltung der so genanten Alternative.

Das ist nicht ganz ohne Ironie: Immerhin wurde Parteichef Jörg Meuthen erst vor wenigen Wochen für seinen Vorschlag einer einvernehmlichen Trennung arg geprügelt. Wegen des Gegenwinds aus beiden Lagern schien es, als sei der lange und heftige Richtungsstreit überwunden. Jetzt wird sich womöglich zeigen, dass das ein Trugbild war.

Denn klar ist: Man darf Kalbitz’ Wirkmacht – gerade in der Ost-Partei – nicht unterschätzen. Er ist eine zentrale Integrationsfigur für jene, denen die AfD seit einiger Zeit schon zu konform geworden ist. Bisher hielten sie still, auch weil ihre zwei völkisch-nationalen Vorturner Kalbitz und Björn Höcke dabei blieben – wohl in dem Glauben, selbst unangreifbar zu sein

Das labile Gleichgewicht ist nun empfindlich gestört. Spannend wird sein, was Höcke jetzt tut. Vielleicht kommt der „Flügel“ ja doch wieder – dann als zügellos rechtsextreme Ostpartei. Das wäre Rache nach Kalbitz’ Geschmack. MARCUS MÄCKLER

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