Corona-Tests: Kassen fürchten hohe Kosten

von Redaktion

Spahn will Untersuchungen bundesweit ausweiten – Verdi: Last nicht auf Beitragszahler abwälzen

München/Berlin – Die Krankenkassen sträuben sich gegen eine komplette Übernahme der Kosten für die geplante Ausweitung der Coronavirus-Tests. „Im Rahmen der Pandemiebekämpfung die Tests auszuweiten, erscheint auf jeden Fall sinnvoll“, sagte zwar der Sprecher des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Er betonte aber: Als staatliche Aufgabe müssten Tests in diesem Rahmen auch vom Staat finanziert werden. Das forderte auch die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi.

„Wir sind gesetzlich verpflichtet, in vielen Fällen die Reihentests zunächst zu finanzieren“, erklärte der GKV-Sprecher. Wie hoch die Gesamtkosten würden, hänge davon ab, wie ihre Zahl sich entwickle. „Bei 59 Euro Kosten pro Test liegt es auf der Hand, dass wir am Ende vermutlich von einer gewaltigen Summe reden werden“, sagte er. „Selbstverständlich werden wir bei den Finanzberatungen im Herbst darauf drängen, dass die gesetzliche Krankenversicherung diese Kosten aus dem Bundeshaushalt erstattet bekommt.“

Verdi sieht das ähnlich. „Die Kostenübernahme darf nicht den gesetzlich Versicherten aufgebürdet werden“, sagte ein Sprecher am Freitag der dpa. „Die Vorbeugung übertragbarer Krankheiten und die Verhinderung der Weiterverbreitung von Infektionen sind originäre Aufgabe des Staates. Deshalb sind solche Testungen als versicherungsfremde Leistungen durch Steuermittel zu finanzieren.“

Bald sollen in Deutschland deutlich mehr Menschen als bisher auf das Coronavirus getestet werden. Konkret hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angekündigt, präventive Tests in Krankenhäusern und Pflegeheimen zu ermöglichen. Auch symptomfreie Kontaktpersonen von Infizierten sollen Anspruch auf einen Test haben. Die Kosten sollen die Krankenkassen tragen. Es wird erwartet, dass Spahn mit einer Verordnung in der kommenden Woche die Details klären wird.

Zuvor hatte bereits Ministerpräsident Markus Söder (CSU) angekündigt, in Bayern künftig deutlich mehr Menschen zu testen – insbesondere das Personal in Kliniken, Alten- und Pflegeheimen. Nächste Woche werde die Staatsregierung ein entsprechendes Konzept beschließen. Aus Sicht der SPD kommt das zu spät. Die gesundheitspolitische Sprecherin der Landtagsfraktion, Ruth Waldmann, forderte Söder gestern auf, umgehend die Tests zur Verfügung zu stellen und die Finanzierung zu übernehmen, bis eine Regelung auf Bundesebene wirksam wird. Es sei „völlig unverantwortlich, die Corona-Tests seit Wochen zurückzuhalten, bis die Finanzierungszusage aus Berlin kommt“. Und das, obwohl die nötigen Kapazitäten längst zur Verfügung stünden.  dpa/hor

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