„Die Fraktion ist längst auseinandergefallen“

von Redaktion

Der ehemalige AfD-Politiker Markus Plenk spricht über die tiefe Krise seiner Ex-Partei

München – Endspiel, mal wieder: Eine Gruppe von Aufständischen in der Landtags-AfD will heute die Fraktionschefs Katrin Ebner-Steiner und Ingo Hahn abwählen. Markus Plenk, bis zum Parteiaustritt 2019 selbst Fraktionschef, glaubt nicht, dass das gelingt.

Herr Plenk, seit Ihrem Austritt ist es in der AfD nicht ruhiger geworden. Wie erleben Sie den Aufstand?

Die Fraktion zeigt mal wieder, dass sie unfähig ist, Konflikte konstruktiv zu lösen. Stattdessen tut sie es öffentlich, was hochunprofessionell ist. Bei denen gibt es einfach kaum charakterstarke, anständige Leute, deswegen fahren sie immer wieder gegen die Wand. Das Schlimme ist: Hinterher lecken sie sich ein paar Tage die Wunden und schlagen dann wieder zu.

Ein hartes Urteil. Kein Mitleid mit den Ex-Kollegen?

Es hält sich in Grenzen. Ich habe mir meinen Austritt damals ja wohlüberlegt. Wenn ich der Meinung gewesen wäre, dass man dieses Team einen kann, hätte ich es auch versucht. Aber man sieht’s ja jetzt: Die sind weder kritik- noch lernfähig.

Sie haben noch Kontakt zu einigen Ex-Kollegen. Ist deren Frust inhaltlicher oder persönlicher Natur?

Aus meiner Wahrnehmung spielen inhaltliche Gründe so gut wie keine Rolle. Die sogenannten Gemäßigten haben sich ja sehr stark den Extremisten angenähert, weil sie das als opportun erachtet haben. Einer wie Franz Bergmüller zum Beispiel wäre ja sonst kaum wieder in die Partei aufgenommen worden.

Den Aufständischen, zu denen Bergmüller gehört, fehlen zwei Stimmen. Wird die Abwahl gelingen?

Das denke ich nicht. Die einzige Konstellation, mit der sie auf 14 Stimmen kommen könnten, wäre, wenn sie Roland Magerl [den Vize-Fraktionschef, Anm. d. Red.] auf ihrer Seite hätten – und mit ihm auch Stefan Löw. Die beiden gehen durch dick und dünn. Das würde zumindest erklären, warum Magerl nicht auf der Abwahl-Liste steht. Aber das ist Theorie, wahrscheinlich wird die Abwahl knapp scheitern.

Selbst dann kann es nicht weitergehen wie bisher. Das Führungsduo hat ja offenbar keinen Rückhalt mehr. Zerfällt die Fraktion?

Egal, wie es ausgeht, es wird am Ende nur Verlierer geben. Im Prinzip ist die Fraktion ja längst auseinandergefallen. Die versuchen halt, nach außen den Schein zu wahren –aber eine vernünftige Fraktionsarbeit ist eigentlich nicht möglich. Das zeigt sich im Landtag: Deren Anträge sind sinnlos oder voll daneben.

Aber noch mal: Die Zusammenarbeit kann doch mit dem jetzigen Führungsduo nicht mehr funktionieren.

Es könnte schon sein, dass ein paar Fraktionsmitglieder dann endgültig genug haben. Einige haben mir letztes Jahr schon persönlich gesagt, dass sie bald austreten, haben es dann aber doch nicht getan. Natürlich ist das schwer, weil sie viel Arbeit in die Partei gesteckt haben, das war bei mir auch so. Am Ende sind es halt alles Opportunisten.

Ihr Flirt mit der CSU ist beendet. Bleiben Sie jetzt fraktionslos?

Ich kann mir kaum vorstellen, mich in Zukunft in einer Partei zu engagieren, die leichtfertig mit unseren Grundrechten und bürgerlichen Freiheiten umgeht. Manchmal denke ich mir schon: Mein Gott, was hätte man mit der AfD-Fraktion erreichen können – und was machen die jetzt draus.

Interview: Marcus Mäckler

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