Gestrandet in Indonesien

von Redaktion

Wie eine Berliner Familie trotz offizieller Rückholaktion der Bundesregierung keinen Weg in die Heimat findet

Berlin – Während die Politik über die Öffnung der Grenzen und das Hochfahren des Tourismus diskutiert, sitzen noch immer mehr als tausend Deutsche im Ausland fest – etwa in Marokko, in Südafrika, in Argentinien und in Indonesien. Für die betroffenen Familien wird die einstige Traumreise zunehmend zum Albtraum.

Die Berliner Alice (44) und Fred W. (49, Namen geändert) hatten ihren Vorjahresurlaub angespart, um mit ihrer fünfjährigen Tochter und ihrem siebenjährigen Sohn auf den indonesischen Inseln anderthalb Monate Urlaub zu machen. Die Rückreise war für 19. März geplant – doch dann kam die Corona-Krise. Als das Auswärtige Amt seine große Rückholaktion Ende April abschloss, waren zwar 240 000 deutsche Touristen wieder daheim – nicht aber die Familie W. Denn als Ende März die letzte Maschine nach Deutschland abflog, durften die Berliner nicht mit: „Unsere Pässe lagen noch bei der indonesischen Einwanderungsbehörde – und uns wurde gesagt, es gebe hier keine Ausnahmen.“ Nachdem die Designerin und ihr Mann, ein Bildhauer, endlich ihre Ausweise zurückhatten, wandten sie sich an die deutsche Botschaft in Jakarta. Bei den einzigen Flügen nach Katar wurde ein negativer Corona-Testbescheid beim Einstieg verlangt – „den können wir hier in den Krankenhäusern überhaupt nicht bekommen“, so Frau W., deren Sohn sich im Urlaub auch noch den Arm gebrochen hatte.

Die Botschaft riet der Familie, einen Kredit aufzunehmen oder Freunde um Hilfe zu fragen, um die Zeit bis nach der Krise zu überbrücken – denn aus Sicht der Botschaft war die Rückholaktion „erfolgreich“ abgeschlossen. „Ich hatte mich drei Tage vor der Rückholaktion nach möglichen Rückreisemöglichkeiten bei der Botschaft erkundigt. Dort sagte man mir, dass nichts geplant sei… Dann war plötzlich innerhalb von wenigen Tagen alles schon abgeschlossen. Eine katastrophale und absolut unlogische Planung!“, klagt Alice W. Bei der teuren Rückholaktion ging es aus Sicht der Berliner Familie um „reine bürokratische Pflichterfüllung, nicht um die Nöte der Menschen“.

Aus dem Auswärtigen Amt hieß es dazu, dass mit acht Sonderflügen insgesamt 1800 Reisende aus Indonesien nach Deutschland zurückgeholt worden seien. „Gleichwohl wissen wir von Einzelfällen, in denen einzelne Deutsche sich noch in verschiedenen Ländern befinden. Wo noch Möglichkeiten zur Rückreise mit eigenen Mitteln bestehen, sollten diese genutzt werden. Auch aus Indonesien bestehen weiterhin Flugverbindungen.“ Flüge, die aber nicht wirklich stattfanden: „Wir haben schon zwei abgesagte Rückflüge, beide wurden bislang nicht zurückerstattet! Alice W. ist finanziell längst an ihren Grenzen. „Nun hat mein Arbeitgeber auch noch bis Ende dieser Woche Stellenabbau um 40 Prozent angekündigt! Falls es mich betrifft, könnte ich wegen der Distanz und fehlenden Unterlagen auch innerhalb der gesetzlichen Frist nichts dagegen machen…“

Die Berliner fürchten, dass sie erst im Juli einen Rückflüg bekommen werden. Alice W. ist verbittert – über die „bürokratische und arrogante Art“ der Botschaft, aber auch Außenminister Heiko Maas, dessen Rückholaktion vor allem „der Selbstinszenierung“ gedient habe. KLAUS RIMPEL

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