Söders Höhenflug setzt sich fort

von Redaktion

Weiter große Zustimmung für Regierungsarbeit – AfD seit der Landtagswahl quasi halbiert

München – Ganz am Ende seiner Parteitagsrede hatte Markus Söder am vergangenen Freitag einen demütigen Moment. „Ich nehme die guten Umfragen weniger ernst als die schlechteren“, sagte der Ministerpräsident da – vermutlich schon im Vorgriff auf den Moment, in dem ihm nicht mehr 94 Prozent der Bayern eine gute oder sogar sehr gute Arbeit attestieren. Jetzt ist der neue „Bayerntrend“ von Infratest im Auftrag des BR-Magazins „Kontrovers“ da – und Söder dürfte ihn ernst nehmen, obwohl er wieder sehr gut ausfällt.

Den erneut wuchtigen Wert für den Ministerpräsidenten hatten nicht alle erwartet, schließlich sorgten zuletzt Corona-Demos für Schlagzeilen. Selbst aus den eigenen Reihen hatte es die ein oder andere spitze Bemerkung über die Omnipräsenz Söders auf allen Kanälen gegeben. Aber selbst Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann sagt, der Ministerpräsident sei in der Krise ein „guter Bayern-Kümmerer“ gewesen – auch wenn sich Hartmann jetzt einen umfassenderen Ansatz wünscht: „Gemeinsames Handeln und der europäische Zusammenhalt mit offenen Grenzen und Freizügigkeit dürfen uns in der Pandemie nicht verloren gehen.“

Die Bayern jedenfalls stärken dem Ministerpräsidenten und seiner Regierungsmannschaft den Rücken. Die Zufriedenheit mit dem Krisenmanagement in Coronazeiten ist mit 67 Prozent weiter sehr hoch. Bei CSU, SPD und Grünen gibt es aber etliche, denen die Lockerungen zu schnell gehen. Interessant: Der Zuspruch in der Opposition ist mit Ausnahme der AfD deutlich größer als beim Koalitionspartner Freie Wähler (siehe Grafik). Die Partei von Hubert Aiwanger erweist sich in der Frage der Lockerungen als gespalten: 57 Prozent finden den Kurs zwar richtig, aber 22 Prozent gehen die Lockerungen zu weit. Gleichzeitig finden 17 Prozent, dass sie nicht weit genug gehen.

Besonders hoch sind weiter Söders persönliche Werte mit 90 Prozent Zufriedenheit: „Solche Zustimmungswerte wie für Markus Söder hat Infratest dimap während der Corona-Krise für keinen anderen Ministerpräsidenten gemessen“, sagt „Kontrovers“-Redaktionsleiter Andreas Bachmann, der die Umfrage in Auftrag gegeben hat. CSU-Generalsekretär Markus Blume freut sich: „Das ist nicht mehr nur eine Momentaufnahme, das ist Ausdruck von einem starken, neuen Grundvertrauen.“

Insgesamt bestätigt die Umfrage die Verschiebung der politischen Kräfteverhältnisse, die sich seit der Coronakrise zeigt. Die CSU liegt mit 48 Prozent weiter im Bereich der absoluten Mehrheit. Interessant ist der ungebremste Absturz der AfD, die bei der Landtagswahl 2018 noch auf 10,2 Prozent gekommen war. Jetzt hat sich der Wert quasi halbiert. „Die innerparteilichen Streitigkeiten bei der AfD in Bayern und Berlin hinterlassen ihre Spuren“, analysiert Bachmann. Fünf Prozent seien der schlechteste Wert in einem „Bayerntrend“ seit 2015.

Die Demoskopen interessierten sich diesmal vor allem für Coronafragen, wobei hier die Ergebnisse nicht allzu sehr überraschen. Die Frage, ob Politik und Medien die Gefahr durch das Virus „bewusst übertrieben“ hätten, wird von 77 Prozent mit Nein beantwortet. Zu den 18 Prozent, die das glauben, gehören viele AfD-Anhänger – von ihnen sagen das nämlich 59 Prozent.

Gefragt wurde auch nach den Reiseplänen: 44 Prozent der Bayern planen diesen Sommer demnach überhaupt keinen Urlaub, 34 Prozent bleiben in Deutschland. Nur 19 Prozent wollen innerhalb Europas reisen – und fünf Prozent denken trotz aller Reisewarnungen über einen Trip außerhalb Europas nach.

Insgesamt geht die Angst vor dem Virus zurück. Noch acht Prozent haben sehr große Sorgen, dagegen sagen schon 26 Prozent, die Gefahr sei klein. MIKE SCHIER

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