Der schwierige Weg zur Genesung

von Redaktion

Berlin – Die Dunkelziffer gilt als hoch, weil Sars-CoV-2 vielfach kaum oder gar keine Symptome bei Infizierten verursacht. Wenn die vom Virus verursachte Erkrankung Covid-19 einen schwereren Verlauf nimmt, sind die Patienten allerdings oft nach Wochen nicht wieder vollständig genesen. Noch sei insgesamt wenig über Spät- und Langzeitfolgen einer Corona-Infektion bekannt, sagt Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Erste Erkenntnisse über mögliche neurologische Folgen seien erst in den vergangenen Wochen gesammelt worden. Mit Fortschreiten der Pandemie finden Forscher immer mehr über Folgeschäden bei Covid-19-Patienten heraus. Muster und Zusammenhänge werden erkennbar. Ein Überblick:

Patienten mit mildem Krankheitsverlauf ohne Klinikaufenthalt

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt den Anteil der milden Verläufe auf rund 80 Prozent aller Fälle. Bei den Infizierten, die etwas von dem Virus merken, zählen laut RKI vor allem Husten (49 Prozent) und Fieber (41 Prozent) zu den häufigsten Symptomen – ähnlich wie bei einem grippalen Infekt. „Die Patienten, mit denen wir gesprochen haben, berichteten, dass die Symptome mitunter schon sehr heftig waren“, sagt Matthias Kochanek, Oberarzt am Universitätsklinikum Köln. Sie hätten etwa über 10 bis 21 Tage lang angehalten. Bekannt ist, dass sich viele Patienten nach einem milden Infektionsverlauf recht zügig wieder fit fühlen. „Die meisten Patienten haben uns danach auch berichtet, dass sie wieder komplett belastbar sind“, so Kochanek.

Wenig wissen Mediziner bisher über die Geschmacks- und Riechveränderungen, die einem Teil der Patienten auch bei milden Verläufen auffielen. „Beobachtungsstudien zeigen, dass sich diese Problematik in zwei bis drei Wochen bei der Mehrzahl der Patienten zurückbildet“, sagt der Neurologe Berlit. In etwa fünf bis zehn Prozent der Fälle bleibe die Störung länger bestehen.

Dass viele Patienten parallel zu Riechstörungen vermeintlich auch über Veränderungen bei der Geschmackswahrnehmung berichten, könnte ein Interpretationsfehler sein. Die meisten der Befragten Covid-Patienten können die vier Geschmacksrichtungen süß, sauer, bitter und salzig weiter zuverlässig unterscheiden – nicht aber Aromen, für die es ein Zusammenspiel mit dem Geruchsinn brauche.

Patienten mit schwerem Verlauf ohne Beatmung

Rund 20 Prozent der Corona-Infektionen verlaufen laut WHO so schwer, dass die Patienten im Krankenhaus behandelt werden müssen. Je nach Krankheitsverlauf unterscheidet sich die Behandlung. Manche Patienten brauchen wegen Atemnot zwar Sauerstoff, können aber auf einer Normalstation behandelt werden.

Andere Patienten erkranken etwas schwerer und brauchen noch etwas mehr Sauerstoff – etwa über einen kleinen Plastikschlauch unter der Nase. Diese Betroffenen bräuchten im Vergleich zu einem milden Verlauf deutlich länger, etwa drei bis vier Wochen, um wieder richtig fit zu sein, sagt Kochanek. „Nachdem diese Patienten das Krankenhaus verlassen haben, haben sie uns erzählt, dass sie sich noch eine ganze Zeit lang schlapp und müde und nicht so leistungsfähig gefühlt haben.“

Intensivpatienten mit schwerem Verlauf und Beatmung

Ist die Lungenfunktion von Covid-19-Patienten so stark eingeschränkt, dass eine solche Versorgung mit Sauerstoff nicht mehr ausreicht, werden sie auf die Intensivstation verlegt und in ein künstliches Koma versetzt. Sie werden dann über einen Schlauch in der Luftröhre beatmet. Eine solche Intubation birgt Risiken.

So ist das Aufheben der Beatmung ein schwieriger Prozess – je länger sie dauerte, desto stärker sind die zum Atmen benötigten Muskeln abgebaut. Auch reagiert die Lunge empfindlich auf Überdruck und den Sauerstoff, der der Beatmungsluft zugesetzt wird. Lungengewebe kann irreparabel geschädigt werden. Über die Schläuche kann zudem zusätzlich zur Viruserkrankung eine bakterielle Infektion in der Lunge entstehen. Bei fast allen Covid-19-Patienten am Kölner Uniklinikum sei eine solche zweite oder gar dritte von Bakterien ausgelöste Lungenentzündung festzustellen, so Kochanek.

Bei einigen Patienten werden zudem schwere Schädigungen im Gehirn sichtbar – sogenannte Enzephalopathien. Das drückt sich in Unruhe und Verwirrtheit aus, auch die Leistung des Gedächtnisses kann beeinträchtigt sein. Ein weiteres Risiko seien die Langzeitfolgen durch Schlaganfälle, die bedingt durch eine höhere Thromboseneigung beobachtet werden, so Berlit. Welche Symptome zurückbleiben, hängt vor allem vom betroffenen Hirnareal ab.

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