Wien – Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat bei seiner Befragung am ersten Tag des Ibiza-Untersuchungsausschusses in Österreich den Vorwurf des parteipolitischen Postengeschachers zurückgewiesen. Der 50-Jährige erklärte gestern, dass er während der Regierungszeit von ÖVP und FPÖ lediglich geeignete Kandidaten etwa für Plätze in Aufsichtsräten vorgeschlagen habe.
Strache betonte mit Blick auf das sogenannte Ibiza-Video, dass eine kriminelle Tätergruppe ihn seit Jahren habe vernichten wollen. Der 50-Jährige vertritt auch weiterhin die Ansicht, dass der im Mai 2019 veröffentlichte Zusammenschnitt des Abends manipulativ gewesen sei und die Szenen aus dem Kontext gerissen worden seien. Seine Aussage, dass man Parteien auch am Rechnungshof vorbei finanziell unterstützen könne, verteidigte er aber. Er habe lediglich auf die Möglichkeiten hingewiesen, sagte Strache, dessen politische Karriere mit dem Ibiza-Video zumindest kurzzeitig beendet wurde.
Die wichtigsten Szenen des Zusammenschnitts haben sich bei vielen Österreichern ins Gedächtnis eingebrannt: Strache im hautengen T-Shirt, mit einer vermeintlichen Oligarchen-Nichte über Parteispenden und den Kauf der „Kronen Zeitung“ plaudernd. Sein früherer Parteifreund Johann Gudenus, der pantomimisch in der Position eines Schützen dem weiblichen Lockvogel klarmachen will, mit welchen Produkten einer der angeblichen Spender reich geworden ist. Das alles wohl gefilmt von einer Gruppe, die nicht mehr als Straches vorzeitiges Karriereende herbeisehnte.
Das Video entstand im Sommer 2017 auf Ibiza. Der Chefredakteur der österreichischen Wochenzeitung „Falter“, Florian Klenk, sprach im U-Ausschuss von einem „Korruptionstanz“, den die Gesprächspartner aufgeführt hätten. Die „Süddeutsche Zeitung“ und der „Spiegel“ veröffentlichten im Mai 2019 einen mehrminütigen Zusammenschnitt der Aufnahmen und lösten damit ein politisches Beben in der Alpenrepublik aus. Nur kurze Zeit später war das Regierungsbündnis von ÖVP und FPÖ zerbrochen und Strache seine Ämter als Vizekanzler und FPÖ-Chef los. Journalist Klenk hatte der „SZ“ und dem „Spiegel“ bei den Recherchen geholfen und dabei nach eigenen Aussagen das stundenlange Videomaterial gesehen. FABIAN NITSCHMANN