„Mit Schniefnase zu Hause bleiben“

von Redaktion

Mit einem Stufenplan öffnet Bayern die Kindergärten und Kitas wieder. Ab 15. Juni, also nach den Pfingstferien, steht die Betreuung für rund 80 Prozent der Kinder wieder offen – insbesondere jene, die 2021/2022 schulpflichtig werden oder die am Übergang von der Krippe zum Kindergarten stehen. Ab 1. Juli sollen alle anderen Kinder folgen. Wie wird der Kita-Alltag aussehen? Wir fragen Bayerns Familien- und Sozialministerin Carolina Trautner.

Am 1. Juli werden alle Kinder wieder betreut. Ist das zu früh oder zu spät?

Gerade richtig, finde ich. Wir haben Eltern, die dringend wieder arbeiten gehen müssen; Kinder, die mit Kindern spielen, lernen, toben wollen. Auf der anderen Seite möchte man den Schutz so gut wie möglich sicherstellen. Wir haben immer gesagt, dass wir Schritt für Schritt öffnen, abhängig vom Infektionsgeschehen. Und im Moment können wir weitere Gruppen und Jahrgänge zulassen.

Dürfen wirklich alle Kinder ab Juli wieder reinkommen? Muss jeder Kindergarten öffnen?

Ja, die Kindergärten müssen öffnen, wenn sie nach unseren Landesgesetzen gefördert werden, abgesehen von einzelnen Schließtagen. Gedacht ist das also schon für alle Kinder – natürlich nur für die, die keine Krankheitssymptome haben und keinen Kontakt zu Patienten hatten.

Wenn das Kind, wie oft, eine harmlose Schniefnase hat: Sollen Eltern es im Zweifelsfall lieber zu Hause lassen?

Selbstverständlich. Ein Kind mit Schniefnase, also mit Erkältungssymptomen, muss zu Hause bleiben, auch weil wir unsere Erzieherinnen und Erzieher schützen müssen. Sie können in der Kita ja nicht immer Mund-Nasen-Bedeckung tragen und Abstand halten. Deswegen ist Vorsicht hier besonders wichtig: Nur Kinder, die absolut gesund sind, dürfen in die Kita kommen.

Was ändert sich im Alltag? Neue Gruppen? Verbieten Sie Tänze oder Singen?

Die Gruppen werden von den Kitas vor Ort entschieden. Es sollen feste Gruppen mit festen Betreuern sein, damit man eine Infektion möglichst schnell nachvollziehen kann, ohne die ganze Einrichtung schließen zu müssen. Für den Betrieb haben wir einen Hygieneplan mit vielen Tipps ausgearbeitet. Beim Singen empfehlen wir, nach draußen zu gehen. Das klingt jetzt vielleicht komisch – aber bei Corona-Infektionen geht es eben oft um Aerosole in geschlossenen Räumen. Wir haben erlebt, dass gerade in Chören die Übertragungsgefahr sehr groß war.

Bei einer Infektion schließen Sie nicht zwingend die ganze Einrichtung?

Auch das hängt von der Lage vor Ort ab. Wenn die Gruppen wirklich streng getrennt waren, wenn man Kontakte klar ausschließen kann, wird man im ersten Schritt nur die betroffene Gruppe in Quarantäne schicken. Dann wird auch verstärkt getestet. In Zweifelsfällen wird eine Einrichtung ganz geschlossen.

Ministerpräsident Söder hat neulich Reihentests versprochen – für Erzieher, vielleicht auch Kinder. Wo bleiben die denn?

Wir arbeiten gerade gemeinsam mit dem Gesundheits- und dem Kultusministerium ein Konzept dafür aus – auf Hochtouren. Das soll nach den Pfingstferien so schnell wie möglich beginnen.

Viele Eltern sind besorgt. Können Sie versprechen: Die Erzieher sind gesund?

Die Garantie kann im gesamten Alltag leider niemand geben. Selbst ein Test liefert nur eine Momentaufnahme. Umso wichtiger ist die Vernunft aller Beteiligten in jeder Lebenslage mit Mund-Nasen-Schutz und Abstand.

Wenn Ihre zwei Kinder noch ganz klein wären – würden Sie sie im Moment in die Kita geben?

Das hängt auch von der Situation zu Hause ab. Vielleicht würde ich mich im Moment noch mit zwei anderen Familien zusammentun, die ich gut kenne, und für die Kinder eine gemeinsame Betreuung aufstellen. Auch das ist ja bereits erlaubt.

Rechnen Sie mit Schäden bei den Kleinen durch den langen Ausfall der professionellen Betreuung?

Es gibt viele Familien, die sich intensiv um ihre Kinder gekümmert haben. Viele wurden sogar ein Stück enger zusammengeschweißt in dieser Krise. Wir kennen leider auch andere Situationen, teils mit Gefährdung des Kindeswohls. Für solche Fälle habe wir schon früh die Notbetreuung geöffnet. Was mir auch wichtig ist: Wir müssen längerfristig im Auge behalten, wie die Kinder das gesamte Geschehen dieser einschneidenden Corona-Krise verarbeiten. Das müssen wir in den Kitas klug begleiten.

Interview: Chr. Deutschländer

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