So soll die Corona-App funktionieren

von Redaktion

Fachkreise reagieren weitgehend positiv auf veröffentlichte Details – Kritik an Telefon-Hotline

München – Für Anfang April hatte die Bundesregierung eine Corona-Warn-App für Deutschland angekündigt. Mitte Juni soll dieses Werkzeug zur Verfolgung von Covid-19-Infektionsketten nun endlich verfügbar sein. Nach und nach wird bekannt, wie die App funktionieren soll.

Das Prinzip der App ist einfach: Ist sie auf einem Smartphone installiert, sucht das Gerät über die Funktechnik Bluetooth nach Geräten in der Nähe, die die App auch installiert haben. Sind sich Geräte mit App länger nahe, tauschen sie anonymisierte Identifikations-Codes aus. Wird ein App-Nutzer positiv auf Sars-Cov2 getestet, kann er dies in die App eingeben. Dann wird sein Identifikations-Code an alle Geräte mit der App gesendet. Gab es bei einem Nutzer eine Begegnung mit diesem Code, warnt die App über ein Infektionsrisiko. Die Höhe des Risikos errechnet sich aus Parametern wie etwa der Kontaktdauer oder Angaben zum Krankheitsverlauf, die der positiv getestete Nutzer eingibt. Dazu werden passende Verhaltensempfehlungen gegeben, etwa, sich testen zu lassen oder in Quarantäne zu gehen.

Dass Kontakte nur auf Geräten und nicht zentral gespeichert werden, war eine wesentliche Forderung von Datenschützern. Auch Apple und Google, mit deren Betriebssystemen fast alle Smartphones in Deutschland laufen, haben laut „Netzpolitik.org“ wohl darauf bestanden. Die Anpassung an die technischen Vorstellungen der beiden Konzerne war demnach mit ein Grund für die lange Entwicklungszeit.

Die Bundesregierung setzte zunächst auf zentrale Speicherung, schwenkte aber Ende April um. Die App, die nun kommen soll, haben federführend die Telekom und der Software-Konzern SAP entwickelt und den Programmcode veröffentlicht. Die Reaktionen von Software-Experten und Datenschützern sind bisher weitgehend positiv. Es gibt aber Kritik an Details.

Damit Nutzer nicht fälschlich positive Testergebnisse melden können, müssen sie einen QR-Code einscannen, den sie beim Test bekommen und mit dem sie auch per App das Ergebnis abrufen können. Aber nicht alle Labore können die Codes vergeben. Deswegen soll es eine Telefon-Hotline geben, berichtet der „Spiegel“. Mitarbeiter sollen beurteilen, ob ein Infizierter oder ein Scherzbold anruft. Ist ein positiver Test plausibel, wird ein Freischalt-Code vergeben.

Anke Domscheit-Berg, die Netzexpertin der Linksfraktion, nennt das Hotline-Konzept „problematisch und missbrauchsanfällig“. Linke und Grüne fordern ein Gesetz zum Einsatz der App. Da die Nutzung freiwillig sei, sehe er dafür keine Notwendigkeit, sagt dagegen der digitalpolitische Sprecher der Union Tankred Schipanski.

Damit die App ihr Potenzial zur Pandemieeindämmung voll entfaltet, müssten sie laut Forschern 60 Prozent der Deutschen nutzen. 42 Prozent würden das laut ARD-Umfragen derzeit tun. Im April sagten das 47 Prozent.

Mit einer App will Schleswig-Holstein auch den Zugang zum Strand regeln. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sagte, mancherorts könne man bald per App anmelden, wann man an einen Strand wolle. Wenn noch Platz sei, buche man sich ein und habe dann einen Zugang. (mit dpa) STEFAN REICH

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