Köln/München – Im Kampf gegen das neue Coronavirus können Ärzte vielleicht bald neue Waffen einsetzen: neutralisierende Antikörper. Diese bildet das Immunsystem als Reaktion auf eine Infektion mit Sars-CoV-2. Sie erkennen und markieren die Erreger, damit andere Truppen des Abwehrsystems sie dann gezielt ausschalten können. Die Idee: solche Antikörper als Therapie oder als passive Impfung nutzen.
Diesem Ziel sind Ärzte der Kölner Uniklinik jetzt einen entscheidenden Schritt näher gekommen, unter anderem in Kooperation mit Münchner Forschern, wie sie im Fachjournal „Cell“ berichten: Es sei ihnen gelungen, „hochpotente“, also besonders effektive Antikörper aus dem Blut genesener Corona-Patienten zu gewinnen. Als Medikament könnten diese Erkrankten helfen, als Passiv-Impfstoff zumindest kurzfristig vor einer Infektion schützen oder als „Postexpositionsprophylaxe“ sogar noch kurz nach dem Kontakt mit Erkrankten eine Infektion verhindern – etwa bei besonders gefährdeten Menschen.
„Wir gehen davon aus, dass solche Antikörper über mehrere Wochen wirksam sind und in dieser Zeit vor einer Erkrankung schützen können“, erklärte Dr. Christoph Kleer, der an den Untersuchungen in Köln beteiligt war. In Zusammenarbeit mit dem Unternehmen „Boehringer Ingelheim“ sollen diese Antikörper nun noch genauer charakterisiert werden – und möglichst noch dieses Jahr in klinischen Studien getestet werden.
Insgesamt gelang es den Forschern, 255 verschiedene, gegen Sars-CoV-2 gerichtete Antikörper im Labor nachzubauen. 28 davon konnten das Coronavirus effektiv neutralisieren. Dabei stellten die Forscher auch fest, dass diese neutralisierenden Antikörper offenbar keinen langen Reifungsprozess durchlaufen mussten, um das Virus effektiv erkennen und ausschalten zu können. Das macht auch Hoffnung für die Entwicklung anderer, aktiver Impfstoffe, die womöglich ebenfalls einen raschen Schutz ermöglichen. ANDREA EPPNER