Fast 100 Urlauber brachten Corona heim

von Redaktion

VON MIKE SCHIER UND CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

München – Die Dienstherren gehen wenigstens mit gutem Beispiel voran. Ministerpräsident Markus Söder und Finanzminister Albert Füracker planen ihre Sommerurlaube heuer in Bayern. Bisherige Freizeitaktivitäten beschränkten sich auf gemeinsame Radltouren in der Oberpfalz. Risiken meiden, daheim bleiben – das verlangen sie nun auch von ihren Mitarbeitern. In einem Erlass werden Bayerns Beamte jedenfalls ungewöhnlich deutlich davor gewarnt, durch fernere Auslandsreisen Gesundheit und Dienstbetrieb zu stören.

Der Hintergrund ist ernst. Denn das Virus breitet sich in Deutschland wieder stärker aus. 815 neue Infektionen mit dem Sars-CoV-2-Virus meldeten die Gesundheitsämter dem Robert Koch-Institut am Donnerstag. Beim Fleischverarbeiter Tönnies wurden wieder 30 Mitarbeiter positiv getestet – meist waren es aber Altfälle. Größer ist die Sorge inzwischen vor Urlaubsheimkehrern – vor allem aus Risikogebieten. Deshalb werden nun Tests von Urlaubern an Flughäfen vorangetrieben.

Doch aktuell kommen viele Neuinfizierte wohl auch per Auto nach Deutschland. Eine Bilanz des Landesamts für Gesundheit auf Anfrage unserer Zeitung ergibt, dass es vom 6. bis 22. Juli 1153 Neuinfizierte im Freistaat gab – mindestens 91 davon hatten sich im Ausland angesteckt. An der Spitze liegen Kosovo mit 32 Fällen, Serbien (13), Bosnien und Herzegowina (9) sowie Rumänien (9) und Griechenland (5). In den besonders beliebten Urlaubsländern Spanien und Italien steckte sich in diesem Zeitraum überhaupt niemand an, aus Kroatien kamen drei Neuinfizierte nach Bayern.

Trotzdem mahnen die Behörden alle Urlauber zur Vorsicht – vor allem die Beamten. Generell haben Arbeitgeber wenig Einfluss auf die Wahl des Urlaubsorts, für Staatsdiener, die gegenüber normalen Arbeitnehmern manchen Vorteil genießen, gelten allerdings andere Regeln. Deshalb hat der Beamtenbund mit den Vorgaben – kein Urlaub in Risikoregionen, die danach eine Quarantäne nach sich ziehen – auch keine Probleme. „Wir tun alles dafür, nach den Ferien einen normalen Schulbetrieb auf die Beine zu stellen – da wäre es fatal, wenn die Lehrer vorher in Hochrisikogebiete fahren“, sagt Beamtenbund-Chef Rainer Nachtigall.

Beamte, die trotzdem fahren, müssen während der Quarantäne Homeoffice machen. Ist dies nicht möglich, verlangt das Finanzministerium, dass erneut Urlaub eingereicht wird. Sollte auch dies nicht möglich sein – also gerade bei Lehrern –, dann bleibt noch unbezahlter Sonderurlaub. Verweigert der Beamte auch dies, wird im Schreiben des Finanzministeriums offen mit einem Disziplinarverfahren gedroht.

„Wir verbieten niemandem seinen wohlverdienten Urlaub“, sagt Fürackers Sprecher. Man erläutere nur geltende Regeln, damit Klarheit herrsche. „Jeder soll die Sommerferien entspannt genießen – aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir uns in einer Pandemie befinden.“

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