München – Zunächst schien alles glatt zu laufen mit dem freiwilligen Corona-Test. An der Raststätte Inntal Ost fuhren Silvia Schober und ihr Mann am vergangenen Donnerstag von der Autobahn ab. In der Schlange vor der Teststation ging es schnell vorwärts, keine halbe Stunde dauerte der Stopp für den Nasen- und Rachenabstrich.
Danach ging nichts mehr schnell. „Bis heute haben wir immer noch nichts gehört“, berichtete Schober am Montag. Dass das passieren könnte, habe man ihr schon an der A93 direkt nach dem Test gesagt. So viel ahnte man dort nach gut einer Woche Erfahrung mit Rückkehrer-Tests wohl schon. Wie dem Paar aus München geht es nämlich vielen Getesteten. Es häufen sich Berichte über tagelanges Warten. Jetzt verspricht Ministerpräsident Markus Söder (CSU), die Abläufe würden in dieser Woche „perfektioniert“. Er ist verärgert über die Pannen, strukturiert deshalb die Corona-Verantwortung in seiner Regierung um.
Möglichst viel und schnell zu testen, sollte eigentlich Bayerns Strategie in der Krise sein. Wo sich Probleme abzeichnen, wird sofort mit hundertfachen Tests reagiert: Reihentests in der Pflege, in der Fleischindustrie, bei den Saisonarbeitern. Seit 31. Juli dürfen sich nun auch die Reiserückkehrer kostenlos testen lassen, am Samstag kamen die Pflichttests für Rückkehrer aus Risikogebieten hinzu.
Söder will diese Tests nun noch ausweiten. Er wirbt für verpflichtende Doppeltestungen bei Reiserückkehrern, ein Test bei Ankunft, ein weiterer fünf Tage später, um auch die Infektionsrisiken am Urlaubsende abzudecken.
Die Zahlen sind dabei hoch. Bisher wurden 60 000 Reise-rückkehrer in Bayern freiwillig oder verpflichtend getestet – nicht nur an der Autobahn. Allein am Samstag und Sonntag landeten in München zusammen 55 Maschinen mit rund 4000 Fluggästen aus Risikogebieten. Rund ein Drittel dieser Passagiere, teilte der Flughafen auf Anfrage mit, musste nicht an die Teststation im Terminal 2, weil sie direkt weiterflogen oder schon im Reiseland getestet wurden.
Die Infektionsraten dabei sind in einem Detail interessant: An der Autobahn und den Bahnhöfen werden im Schnitt mehr Infizierte (1,5 Prozent) herausgefiltert als an den Flughäfen (1 Prozent).
Das lange Warten auf die Ergebnisse hat wohl nichts mit den Gesamtkapazitäten im Freistaat zu tun – eher mit den Abläufen. Silvia Schober berichtet, ihre Kontaktdaten seien allesamt handschriftlich erfasst worden.
Das lief an anderen Teststationen auch so. Die Daten dann weiterzureichen und den Tests zuzuordnen, dauere, sagt Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU). Digitale Werkzeuge seien noch nicht fertig gewesen. Zumindest am Flughafen München sei nun eine App-Anwendung im Einsatz.
Vergeben wurde die Durchführung der Tests laut Huml als Gesamtpaket an einen privaten Dienstleister. Es handelt sich um Ecolog International. Einer der ersten Aufträge der als Truppenversorger bekannten Firma war vor Jahren die Reinigung der Bundeswehr-Wäsche im Kosovo. Seit Mai organisiert sie für die Regierung Corona-Tests für ganz Luxemburg.
Dass Bayern an den Diensten von Ecolog interessiert sei, war schon Anfang Juli zu hören. Anscheinend fand sich für den Auftrag im Freistaat aber nicht schnell genug Personal. Unter anderem das Rote Kreuz sprang ein. Seit 3. August ist nun Ecolog verantwortlich für den gesamten Testprozess an Bayerns Flughäfen. Diese Woche sollen die Stationen an Autobahnen und Bahnhöfen ganz in private Hände übergehen. S. REICH