Die FDP vor der Bundestagswahl

Lindner allein reicht nicht mehr

von Redaktion

MIKE SCHIER

Vermutlich gibt es keine Partei, die sich in den letzten Jahren so sehr einem Mann verschrieben hat, wie die FDP. In der APO-Zeit hatten sich die Liberalen Christian Lindner quasi unterworfen. Die Gleichung lautete: Lindner = FDP. Und sie ging auf, weil er mit Eloquenz und Charisma die Blicke auf sich zog. Lindner saß zwar nicht im Bundestag, aber in den Talkshows. Und als 2017 seine Wahlplakate praktisch an jeder Straßenlaterne hingen, gab es satte 10,7 Prozent. Nur: Seitdem geht es abwärts.

Inzwischen wird die Gleichung zum Problem. In fast drei Jahren seit der Rückkehr in den Bundestag haben es die Liberalen versäumt, prominente Köpfe neben ihrem Chef zu etablieren. Dabei waren mit Wolfgang Kubicki, Katja Suding oder Alexander Lambsdorff durchaus prominente Namen ins Parlament eingezogen. Wirkliche Spuren hinterließen dort die wenigsten. Das nun allein Lindner in die Schuhe zu schieben, wäre nicht fair.

Trotzdem: Auch wenn man selbst erst 41 Jahre alt ist, darf man die Nachwuchsförderung nicht außen vor lassen. Mit dem Innenpolitiker Konstantin Kuhle, dem Sozialexperten Johannes Vogel oder der Düsseldorfer OB-Kandidatin Marie-Agnes Strack-Zimmermann gäbe es gute Köpfe in der zweiten Reihe – Köpfe, die die Partei auch inhaltlich verbreitern könnten, wenn man ihnen denn Öffentlichkeit verschafft. Doch statt diese Impulsgeber zu stärken, verkämpft sich Lindner im Klein-Klein mit der von ihm berufenen Generalsekretärin und sägt nun eine der wenigen (halbwegs) sichtbaren Frauen ab. Die Neuaufstellung der Partei kann damit nicht abgeschlossen sein. Noch mal wird Lindner allein nicht gewinnen.

Mike.Schier@ovb.net

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