Debatte um das Containern

Der Gesetzgeber muss jetzt handeln

von Redaktion

CLAUDIA SCHURI

Rein rechtlich ist die Sache klar: Wer weggeworfene Lebensmittel aus Containern von Supermärkten stiehlt, der begeht eine Straftat. Moralisch betrachtet ist es nicht ganz so eindeutig. Millionen Tonnen von Lebensmitteln landen jedes Jahr im Müll – eine enorme Verschwendung von wertvollen Ressourcen.

Ist es da verwerflich, wenn sich jemand weggeworfene Lebensmittel aus Supermarktcontainern holt? Natürlich ist Eigentum ein wichtiges Rechtsgut. Es ist ein legitimes Interesse der Einzelhändler, dass die Waren auf ihren Grundstücken juristisch geschützt sind. Die Lebensmittelretter zu kriminalisieren, ist trotzdem unverhältnismäßig. In der Regel handeln sie in bester Absicht – und ihr Diebesgut würde sowieso weggeworfen werden.

Eine Lösung für das Problem der Lebensmittelverschwendung ist das Containern nicht – aber es zeigt einen Missstand auf. Der Vorschlag, dass große Supermärkte nicht verkaufte Lebensmittel an karitative Einrichtungen abgeben müssen, wäre eine sinnvolle Initiative des Gesetzgebers. Doch auch der Verbraucher darf sich nicht aus der Verantwortung nehmen. 75 Kilogramm Lebensmittel wirft jeder Bürger im Schnitt jährlich weg – vieles wäre noch genießbar. Vielleicht müssen wir auch die Ansprüche herunterfahren: Wenn wir erwarten, dass bis zur Ladenschließung immer das volle Sortiment vorrätig ist, steigen die Müllberge weiter.

Claudia.Schuri@ovb.net

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