Lukaschenko macht Druck

Die Gunst des Kremls

von Redaktion

MARCUS MÄCKLER

Ein Diktator gegen sein Volk – in Belarus erleben wir die neueste Version einer alten Geschichte. Alexander Lukaschenko hat nicht lange gefackelt, bevor er sich am Wochenende mit Maschinenpistole und Schutzweste zeigte. Seine optische Aufrüstung, die Gefechtsbereitschaft der Armee – das waren unmissverständliche Botschaften an die Menschen im Land: Der Diktator ist bereit, für den Machterhalt über Leichen zu gehen.

Dass sich Lukaschenko nun so konfrontativ gibt, dürfte aber auch einen anderen Grund haben: Er will den Kreml zur Positionierung zwingen. Darum spinnt er seit Tagen Legenden, mit denen er hofft, den zaudernden Wladimir Putin endgültig auf seine Seite zu ziehen. Dass die USA die Proteste in Belarus angeblich planen und bezahlen, dass die Nato ihre Truppen sammelt und eingreifen will… Lukaschenko weiß, welche Knöpfchen er bei Putin drücken muss. Für den bleibt die Lage aber verzwickt: Greift er ein und stützt den Diktator, verliert er die Moskau-freundliche Bevölkerung und riskiert weitere Sanktionen der EU. Stürzt er Lukaschenko, schafft er einen antiautoritären Präzedenzfall in der Region.

Lukaschenko aber muss aufs Ganze gehen, denn er weiß: Ohne Putin wird es schwer für ihn, mit ihm stehen die Chancen gut. Das hat zuletzt der Fall des syrischen Herrschers Assad gezeigt. Die Gunst des Kremls ist für Diktatoren dieser Art überlebenswichtig.

Marcus.Maeckler@ovb.net

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