GEORG ANASTASIADIS
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz erweist sich für CDU und CSU immer mehr als der befürchtete Albtraum-Gegner. Kaum denken die Unionschefs Annegret Kramp-Karrenbauer und Markus Söder laut über die Einführung einer generellen Maskenpflicht am Arbeitsplatz nach, stellt ihnen Scholz auch schon ein Bein. Das möge man doch bitteschön den Unternehmen je nach Arbeitsumgebung selbst überlassen, bescheidet (ausgerechnet) der Sozi die übereifrigen Unionsgranden, zur Erleichterung der meisten Arbeitgeber. Touché.
Scholz hat das Gespür für die Menschen, das seiner Partei seit Jahren so schmerzlich abgeht. Und er nutzt das Machtvakuum in der Union, deren Spitzen sich noch bis März verbissen aneinander abarbeiten wollen. Dann erst, so sieht es der Zeitplan vor, soll über den gemeinsamen Kanzlerkandidaten entschieden werden. Das wäre der Fahrplan direkt in den Abgrund.
Ausgerechnet das Coronavirus könnte der Union am Rande des Nervenzusammenbruchs jetzt aber einen Ausweg aus ihrem Dilemma weisen. Was, wenn das Fortschreiten der Pandemie einen CDU-Parteitag mitsamt Vorsitzendenwahl im Dezember unmöglich macht? Dann dürfte Annegret Kramp-Karrenbauer erst mal Vorsitzende bleiben, die Thronaspiranten Armin Laschet und Friedrich Merz wären ohne Gesichtsverlust aus dem Spiel – und der Weg für Markus Söder zur Kanzlerkandidatur endlich frei. Klingt nach einem guten Plan durch die Corona-Krise. Und das ganz ohne Maskenpflicht.
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