Streit über Corona-Tests

Mehr Kapazitäten statt weniger Tests

von Redaktion

MIKE SCHIER

Nein, die Bayern haben sich bei der überstürzten Einführung der Tests von Urlaubern wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Und doch wäre es angesichts hunderter Corona-Positiver ein kurioser Schluss, deshalb bald das Testen wieder einzustellen. Natürlich werden die Kapazitäten der Labore in einer Pandemie an Grenzen geführt – aber dann muss man eben die Kapazitäten ausbauen. Spätestens seit Ischgl sollte allen klar sein, dass Reisende das Virus auch jenseits der Sommermonate verteilen.

In den letzten Wochen hat die Corona-Debatte eine seltsame Schlagseite bekommen. Politische Konkurrenten tun so, als seien die im Vergleich höheren Zahlen in Bayern die Schuld Markus Söders. Das ist genauso schief, wie es die Unterstellung war, Armin Laschet habe etwas mit den Ausbrüchen bei Tönnies zu tun gehabt. Richtig ist doch: Wo mehr getestet wird, findet man auch mehr Positive. Und je weniger Positive ohne Symptome durch die Gegend laufen und dabei ahnungslos andere anstecken, desto eher bekommt man das Virus in den Griff.

Klar, diese breite Test-Strategie hat natürlich ihren Preis. Aber Deutschland ist und bleibt ein reiches Land. Wenn die Politik den Bürgern trotz des Virus ein möglichst normales Leben ermöglichen will, dann lässt sie weiter testen – natürlich vor allem, aber eben nicht nur Menschen mit Symptomen oder in Risikoberufen. In Bayern errichtet dieser Tage jeder Landkreis ein Testzentrum für jedermann. Das ist richtig. Nur sollte man sich diesmal damit so viel Zeit lassen, bis es auch wirklich funktioniert.

Mike.Schier@ovb.net

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